Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 39. Band.1919
Seite: 186
(PDF, 134 MB)
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M. GRÜNEWALD RECHTE HAND DES M. GRÜNEWALD HAND DES JOHANNES

GEKREUZIGTEN □ DES TÄUFERS □

M. GRÜNEWALD

HÄNDE DER MARIA M. GRÜNEWALD HÄNDE D. MARIA MAGDALENA

AUS DER KREUZIGUNG VOM ISENHEIMER ALTAR

sich die vier Hände wie Tiere, die Schlange
umstrickt die Taube . . .

Leidenschaftlichkeit der Bewegung und Charakterisierung
der Situation durch die Sprache
der Hände ist das Teil von Lionardos Abendmahl
. Man muß sich dessen bewußt werden,
wie jeder einzelne der Jünger durch sein
Händespiel sich selbst charakterisiert, wie die
Gruppen durch die Ketten der aufeinander
zueilenden, sich fliehenden oder hastig abweisenden
Hände zusammengehalten werden und
wie endlich diese gestikulierenden Hände in ihrer
Gesamtheit den Bildrhythmus bestimmen: zu
den parallelen Horizontalen des Tisches und des
Tischtuchrandes bildet die schlangen- oder wellenartige
, unsichtbar-sichtbar verbundene Linie der
bewegten hellen Hände, deren jede einzelne in
der Ökonomie des Bildes ihre tiefe Bedeutung
hat, eine wirkungsvolle Auflockerung : es ist der
Aufstieg von der Starrheit zur Vergeistigung.

Wie kontrastieren in der formalen Bildung
die Dürerhände und die Hände der Jünger
auf Lionardos Abendmahl! Stilwandlung und
Stilverschiedenheit, nationale Nuancen und zeitliche
Abgrenzungen, sie spiegeln sich fast noch
mehr als in den menschlichen Angesichtern
der Bilder in den gemalten Händen ! Welcher
Gegensatz dieser Renaissancehände zu den vollen
, gepflegt-üppigen Rubenshänden — man
sehe daraufhin die wundervoll innig verschlungenen
Hände auf Rubens' Bräutigambild in der
Münchner Pinakothek an ! —, und wie drückt
sich wieder in den dürren Händen und überlangen
Fingern, denen wir auf den Bildern des
Greco begegnen, der Geist einer asketischen,
von den Verzückungen der Autodafes und der
barocken Heiligen durchwühlten Zeit aus oder
etwa in den Händen des Mädchens mit dem
zerbrochenen Krug von Greuze die verliebte
Pikanterie des Rokoko, das wohlige, weichliche

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