http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_39_1919/0288
nen: sie entraten nicht tiefster Empfindung und
eines gewaltigen Aufschwungs, einer ins Göttliche
mitreißenden Gewalt.
Julius Exter stand damals Fritz von Uhde
näher, als er selbst ahnte. Gewiß schied ihn in
Technik und Ausformung, den zu jener Zeit
ist dessen Zeugnis. Es heißt „Karfreitag". In
Triptychonform komponiert, geht es in der
Stimmung des Mittelbildes und der beiden Flügel
gut zusammen, Göttliches und Menschliches ist
symbolgroß gestaltet: über dasNur-Malerische,
das damals rings um Exter in München auf-
JULIUS EXTER
leider allzu stark betonten Momenten der Malerei
, vieles vonUhde, aber er ging mit ihm einig
in der vertieften, innigen Auffassung, in der (wenn
auch ein wenig schämig verhüllten) Anerkennung
eines Ideals, das jenseits des Nur-Malerischen
schwang. Das Bild des Einunddreißigjährigen,
das der bayerische Staat aus der Secessionsaus-
stellung 1895 für die Neue Pinakothek erwarb,
AKT
schoß, wuchs es weit hinaus — die Idee herrscht
in dem Bilde. So blieb es auch weiterhin.
Stand Exter auch auf Seiten der Radikalen, die
laut und ausschließlich technisch-formale Dinge
der Malerei diskutierten, so ließ er trotz dieser
Parteigängerschaft doch die Gemütsseite seines
Schaffens nicht verkümmern. Bei Brakl in
München sah man unlängst ein Werk Exters
252
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_39_1919/0288