Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 41. Band.1920
Seite: 1
(PDF, 126 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0013
FERDINAND VON OLIVIER

Von Rom gingen zu Anfang des ig. Jahrhunderts
Ströme der Anregung für die deutsche
Malerei aus. Dort saßen und schufen in heiliger
Kunstbegeisterung die gottentflammten Na-
zarener, dort malte der Tiroler J. A. Koch —
in seiner bis in Böcklins Kunst hinein verspürbarer
Auswirkung auf die poetisch-philosophische
Richtung der deutschen Malerei immer
noch nicht erkannt und noch nicht genugsam
gewürdigt. Kochs Schülerschaft und die
Gruppe der von ihm angeregten und befruchteten
Künstlergenossen ist ungemein zahlreich;
die wichtigsten, für die Entwicklung und den
Gang der deutschen Malerei entscheidendsten
Künstler sind unter ihnen. Da waren Franz
Horny, K. Ph. Fohr und M. Rohden, besonders
aber Ludwig Richter, der sein erstes Ölgemälde,
den Watzmann darstellend, nach einer Skizze,
die er mitgebracht, in Rom, unter Kochs Leitung
malte. Aus dem Weimarer Kunstkreis trat Friedrich
Preller d. Ä. in die künstlerische Atmosphäre
von Kochs römischer Werkstatt, von den Dresdenern
die beiden Schnorr, aus Wien Friedrich
Olivier. Diese aufnahmefreudigen Künstler gaben
weiter an Freunde und Adepten, was sie als Bestes
von Koch erhalten hatten: in der Landschaft
nicht die Vedute zu sehen, sondern aus ihr mit
Pinsel und Farbe eine Naturdichtung zu formen.

Was Koch selbst nicht
zu verlebendigen gelang,
was er aber durch sein
Vorbild und durch seine
Schrift „Gedanken über
die Malerei" als erstrebenswertes
Ziel propagiert
hatte, ward Erfüllung
im Werk von
Schülern und Enkelschülern
, zu denen auch Ferdinand
von Olivier gehört
. Er selbst war nie in
Rom gewesen, aber sein
jüngerer Bruder Friedrich
, der vier Jahre dort
lebte und in engem Anschluß
an J. A. Koch
arbeitete, sowie die Olivier
verwandtschaftlich
nahestehenden Brüder
Schnorr von Carolsfeld
knüpften das Band, das
vollends ein unlösbares

j. schnorr vo

bildnis f. v

wurde, als Koch selbst auf längere Zeit nach
Wien kam, wo damals Ferdinand von Olivier
lebte, und in seinem Hause alles vereinigte, was
sich zu den Idealen des deutsch-römischen Maler-
poetentums bekannte. Koch nahm an Oliviers
Arbeiten und Bestrebungen nahen Anteil und
Olivier wurde das — wie er in seiner Selbstbiographie
in A. von Schadens Lexikon „Artistisches
München im Jahre 1835" schreibt —
ein Sporn, auf dem eingeschlagenen Wege fortzugehen
und auch in der Folge durch den heftigen
Widerspruch, den er erfuhr, sich nicht
davon abbringen zu lassen. Ferdinand Olivier
gehört also durchaus in den Kreis der J.A.Koch-
Schule, innerhalb welcher er zwar nicht durch
Produktivität und sensationelle Parteigängerschaft
auffällt, indessen durch seine künstlerische
Konzentration und durch die Geschlossenheit
seines Stiles, besonders aber durch die Hochwertigkeit
jeder Einzelleistung und durch die
fast ganz vermiedene Schwankung im Qualitätsniveau
eine bedeutsame, für seine Zeit vielleicht
überhaupt die wichtigste Erscheinung in der von
ihm eingeschlagenen Richtung bildet.

Oliviers Familie entstammt der Schweiz, und
zwar dem Kanton Waadt, aber sein Vater,
Ludwig Heinrich Ferdinand Olivier (175g bis
1815), ein Gesinnungsgenosse Pestalozzis und

wie dieser in der Zeit
der Aufklärung mit allen
Sinnen auf die Neuorganisation
des Erziehungswesens
eingestellt und
mit großen Erfolgen als
Erzieher tätig, war in
Dessau seßhaft geworden
. Dort wurde der in
der Taufe mit den Namen
Johann Heinrich Ferdinand
bedachte Sproß
der Oliviers am 1. April
l7&5 geboren. Seine Erziehung
leitete sein Vater
selbst, der seinen
eigenen Kindern nicht
vorenthalten wollte, was
er anderen bereitwillig
spendete: die Heranbildung
zu harmonischen
Menschen. Die Be-
n carolsfeld schäftigung mit den

on oliviers schönen Künsten war in

Die Kunst für Alle. XXXV. 1/2. Oktober 1919

I

I


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0013