Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 41. Band.1920
Seite: 28
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PARALLELEN IN DER KUNST DES MITTELALTERS
UND DER FRÜHRENAISSANCE ZUM MODERNEN

EXPRESSIONISMUS

Von Walter Rothes

Was ist Expressionismus ? Ist die wirklich durch die Objektivation des transzendenten Erunanfechtbare
Formel für diesen Begriff lebnisses bis zum bewußten völligen Verzicht
schon gefunden ? Ist der Expressionismus aus auf jede Ähnlichkeit mit dem Natürlichen —
dem Impressionismus entstanden ? Oder stellt er das bedeutet den Sieg des extremen Expres-
eine Reaktion gegen diesen, einen Gegensatz zu sionismus über den Impressionismus,
ihm dar ? Oder ist, so paradox das klingen mag, Der bildende Künstler aber — und wenn sein
vielleicht beides richtig ? Weiterentwicklung und künstlerisches Fühlen und Wollen noch so

ausschließlich in einem
wogendenMeer
überströmender seelischer
Empfindungen
aufgeht —
kann der körperhaften
Ausdrucksmittel
nicht ganz entraten.
Er ist da viel enger
an die Materie gebunden
als der Musiker
. Und wenn
seine Empfindungen
noch so rein
ideell, so „musikalisch
" in seiner Seele
schwingen, er ist gezwungen
, sie zu materialisieren
, ihnen
sichtbare Gestalt zu
geben. Die Mittel
sind Linie, Form,
Rhythmus. Die Farbe
hat nur als sekundäre
Hilfskraft
den Zweck, durch
ihre entsprechende
Anwendung diese
Ausdruckselemente
zu verstärken. Form
und Rhythmus, die
Akkord und Harmonie
der Komposition
aufbauen, erhalten
ihre Schwungkraft
durch die Linienführung
, durch
die Kontur. „Die
Linie ist der Träger
der Melodie." Das
sagt Artur Weese
von der Kunst Hod-
lers. Das gilt, über

Gegensatz zugleich ?
Wie bei Romanik
und Gotik, bei Rokoko
und Klassizismus
. Der Impressionismus
: — um
bereits geprägte Interpretationen
zu zitieren
— „Nachformung
der empiri-
schenErscheinungs-
welt und freudiges
Spiel im bunten
Reich der Sinne",
der Expressionismus
: „Körperlicher
Ausdruck innerer
Zustände, Objektivation
transzendenter
Erlebnisse." Gibt
es „Übergangsmeister
", in deren Kunst
wir Elemente beider
Richtungen finden?
Van Gogh, Cezan-
ne, Matisse, Picasso
sind die Stufenleiter
solcher Entwicklung
in Frankreich;
Ludwig Dill, Adolf
Holzel und die Dachauer
Schule spielen
solche Vermittlerrolle
in Deutschland
. Die allmähliche
aber konsequente
Vergewaltigung
der Außenwelt
durch die Innenwelt
, des Körperlichen
durch das Seelische
, der empirischen
Erscheinung

HERMANN HAHN

WEIBLICHER AKT (BRONZE)

Münchner Glaspalast-Ausstellung

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