Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 41. Band.1920
Seite: 69
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FRITZ BEHN

EUROPA (KLEINBRONZE)

FRITZ BEHN

Wer stark erlebt und innerlich erlebt und jedes
Erlebnis sozusagen seelisch zu stilisieren
vermag, ist eine schöpferische Persönlichkeit. Er
sieht sich auf dem Punkte, daß er ein Erlebnis
nicht über sich hereinbrechen läßt, sondern daß
er ihm entgegengeht, es nach seinem Sinn und
Willen gestaltet.

So erlebt der Künstler. Er erlebt produktiv.
Bei dem schöpferischen Künstler gibt es die
Schranken zwischen dem menschlichen, d. h. rein
persönlichen Erlebnis und dem beruflichen, d. h.
dem künstlerischen Erlebnis nicht: die Grenzen
sind hier nicht fest umsteckt, fließen ineinander
über, Mensch und Künstler durchdringen
sich. Tatsachenwelt und Phantasiebereich werden
zu einem großen Ganzen, befruchtet und
befruchtend . . .

Fritz Behns große äußere Erlebnisse waren
Afrika und der Krieg. Viele schöpferische Individualitäten
haben das Gleiche erlebt, aber an
ihrem künstlerischen Wesen saugte es sich nicht
mit gleicher Intensität fest. Afrika. Man muß
die Prämissen dieses Erlebnisses, das in Behns
schönem Bekenntnisbuch „Haizuru... Ein Bildhauer
in Afrika" seinen literarischen Niedersiehe
auch unseren kurzen Bericht über die Atelierausstellung
Fritz Behns im vorausgegangenen Heft.

schlag erfuhr, kennen. In einem wundervollen
Empire-Patrizierhaus in der gewichtigen Hansastadt
Lübeck ist Behn aufgewachsen. Die Annehmlichkeiten
großer Tradition standen ihm
zu Gebote. Stets war sein Milieu soigniert. Auch
in München, wo er um die Jahrhundertwende
eintraf, standen ihm Schätze der Kultur und
einer ungemein zivilisierten Geselligkeit, in die
er sich versetzt fand, zur Verfügung. Er stand
im gesellschaftlichen Leben an bevorzugtem
Platze, genoß und hatte produktiven Anteil an
jenem sympathisch-farbigen Münchner Künstlertreiben
, das in einer neuen Kultur der Feste
gipfelte. Da kam die Übersättigung. Nahe der
Mittagshöhe des Lebens und Schaffens, die
sonnig vor ihm lag, leicht und bequem zu ersteigen
, fühlte er das Bedürfnis, das „Allzu-
Europäische" abzutun, den ganzen Menschen
unterzutauchen in einem Bad der Wiedergeburt
aus der Natur. Fort mit Kultur, Zivilisation
, Konvention und Gesellschaftsmenschen,
hinein in die urwüchsige Primitivität der schweigenden
Welt Afrikas! Die Freuden und Leiden
der Wildnisse des Märchenlandes Afrika auszukosten
, war ihm beschieden. Die Poesie der
afrikanischen Jagd, die etwas anderes ist als der
Pirschgang oder das Kesseltreiben der euro-

Dle Kunst für Alle XXXV.

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