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ANTON ROMAKO
Neuerwerbung der Staatsgalerie, Wien
ESELTREIBER
NEUE KUNSTLITERATUR
P astor, Willy. Das Leben Albrecht Dürers
. 399 Seiten mit 56 Bildertafeln. Gebd. M 15.—.
Berlin. Amsler & Ruthardt.
Der Krieg und seine Folgen, die Abschließung
von der Außenwelt, haben dem Deutschen den einen
Vorteil gebracht, eine größere Selbstbesinnung, ein
Erinnern an seine eigenen, altererbten Kulturgüter.
Auch die Kunstwissenschaft hat ihren Anteil davon
abbekommen. Unter den mancherlei erfreulichen
Erscheinungen ihrer Literatur, unter Glasers wertvoller
Einführung in die deutschen Maler der Spätgotik
und Renaissance, unter Dehios weihevoller
Schilderung der Gesamtheit deutschen Kunstwollens
verdient auch Pastors Schilderung des Lebens
Dürers mitgenannt zu werden. Pastor sieht seine
Aufgabe nicht so sehr in einer stilkritischen oder
stilpsychologischen Analyse des Denkmälerbestandes
, obwohl der Leser, der solches sucht, auch nicht
ganz zu kurz kommt, als in einer eingehenden und
liebevollen Betonung der rein deutschen Elemente
in des Meisters Schaffen und in der breiten Schilderung
seines Lebens im großen Zusammenhange der
kulturgeschichtlichen Ereignisse, so daß das Buch
nicht nur eines der wichtigsten Kapitel deutscher
Kunstgeschichte erläutert, sondern auch ein Stück,
und zwar eines der interessantesten, deutscher Kulturgeschichte
dem Leser vor Augen stellt. Daß auch
der Kunsthistoriker bei der Tendenz des Werkes,
das spezifisch Deutsche in Dürers Wesen herauszustellen
, manches Bedeutsame über die Gotik findet,
sei nur nebenbei erwähnt. Alles in allem, ein Werk,
dem man, namentlich wenn in einer neuen Auflage
die Qualität der Bilderbeigaben gehoben wird, eine
weite Verbreitung nur wünschen kann. w. B.
Wulff,Oskar. Altchristliche und byzantinische
Kunst. Zwei Bände. Berlin-Neubabelsberg, Akademische
Verlagsgesellschaft Athenaion.
Es dürfte wohl zu äußerst interessanten Ergebnissen
führen, wenn man es unternehmen würde,
eine umfassende Kunstgeschichte des römischen
Kaiserreichs zu schreiben; denn wir sind gegenwärtig
gewohnt, in den gebräuchlichen Handbüchern
Dinge, die sowohl chronologisch wie topographisch
nebeneinander entstanden sind, gesondert behandelt
zu sehen. Die Kunst im römischen Imperium
wird zerteilt in den Anteil der Heiden und in die
christliche Kunst, ohne daß ein eingehenderer Versuch
unternommen wird, beide Entwicklungsreihen
in nähere Beziehung und Verbindung zu setzen, ein
Versuch, aus dem die Wissenschaft wertvolle Bereicherung
und Ergänzung erfahren dürfte.
Auch die vorliegende Arbeit hält an dieser althergebrachten
Einteilung fest; es soll das kein Vorwurf
sein, denn auch sie bedeutet etwas Neues in der
deutschen Wissenschaft; für die zweite Abteilung
ihres Stoffgebietes, das die byzantinische Kunst bis
zum Ende des Mittelalters umfaßt, bringt sie über-
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