Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 41. Band.1920
Seite: 86
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lichtler das Sich-Erweichen der Körper in durch-
sonnter Luft, den Kampf kühlen Tageslichtes
mit gelbrotem Feuerglanz, das Spiel von Eigenfarbe
, Sonnenstrahl und Widerschein studierte.
Auf diese Dinge ist so oft hingewiesen worden
, daß man nur daran zu erinnern braucht.
Aber sie stehen spät und vereinsamt in Runges
Lebenswerk, und keineswegs als Ziel und letzter

Die nüchternen, aber mit Heiterkeit vorwärts
treibenden Stunden der Frühe. Der hohe Mittag
, der die fruchtreife Sommerzeit für einen
Augenblick wunschlos macht. Der gemächlichmitteilsame
Feierabend. Und die bald mit erhabenem
Ernst beglückende, bald mit wüsten
Wünschen und Träumen quälende Mitternacht.
Wen es freut, mag an den Sarggestalten von

PH. O. RUNGE

DER NACHTIGALL UNTERRICHT (MIT DEM
BILDNIS DER BRAUT DES KÜNSTLERS) □

Kunsthalle, Hamburg

Schluß. Was an seinen Schöpfungen überwältigt,
ist ganz etwas anderes. Und wir können heute
sehr wohl durchschauen, wie die impressionistischen
Züge gleichsam als nachgeholtes Versäumnis
in seine Arbeit hineinkamen.

Aufbau und Linie! — Selbstverständlich, daß
hier zuerst von den „Tageszeiten" zu reden ist.

Wie das Farbenspiel der Seele wechselt nach
den Tageszeiten, in deren Kräftefeld sie gerade
steht, das ist eine ganze Kette von Gedichten.

San Lorenzo tiefgründig herumrätseln. Wer
statt dessen ihre Leibesschönheit lange und
innig bewundert, wird notwendig die Verdichtung
jener geheimen Tageskräfte in den ruhenden
Riesen mitfühlen und außerdem den schöpferischen
Takt erahnen, der diese Gestalten so
behandelte, daß der Mißkenner sie als unvollendet
bezeichnet.

Man muß sich gar nicht scheuen, neben Michel
Angelo unseren Runge zu nennen. Man lese

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