Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 41. Band.1920
Seite: 117
(PDF, 126 MB)
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E. PREETORIUS El TITELVIGNETTEN U. RÜCKENZEICHNUNG F. D. HYPERION BÜCHER EI. SIGNET: GENIUS

Trotz aller Stilisierung bleiben seine karikierten
Bildnisse lebensgetreue Wiedergaben, die
nie den Eindruck eines flüchtigen Witzes machen,
sondern trotz aller Lebendigkeit sorgfältig
durchgearbeitete und in jedem
Striche reiflich überlegte Kunstwerke
sind. Das ist eben sein großer Vorzug,
daß er bei der scheinbaren Leichtigkeit
und schnellen Konzeption
nicht in eine hastige Oberflächlichkeit
verfällt, vielmehr stets der wohl
disziplinierte, allen Facktoren Rechnung
tragende, alle Einzelheiten abwägende
und energisch zupackende
Künstler bleibt. Besondere Erwähnung
verdienen in diesem Zusammenhang
die nur in Umrißzeichnung
gehaltenen Karikaturen berühmter
Zeitgenossen, wie der köstliche Hert-
ling, Pfitzner, Lützenkirchen, Alfred
Kerr u. a. m., Zeichnungen, die in
der inzwischen eingegangenen Zeitschrift
„Zeit im Bild" erschienen sind.

Preetorius wirkt auch als Lehrer
für kunstgewerbliches Zeichnen und
übt hierin als Leiter der bekannten
Debschitzschen Kunstgewerbeschule
eine umfassende Tätigkeit aus. Er
ist sicherlich der Mann, dem es gelingen
wird, einen guten Nachwuchs
künstlerischer Kräfte heranzubilden.
Dem Vorbild des Lehrers gemäß
möge die junge Generation sich eine
ebenso sichere Zeichenkunst aneignen
und bei aller Nacheiferung eine
selbständige, auf persönliche Kraft
bauende Urteils- und Darstellungsfähigkeit
erwerben, damit der durch
Künstler wie Emil Preetorius der
deutschen Graphik verliehene Aufschwung
auch weiterhin fruchtbringend
und erträgnisreich fortbestehe
.

Karl Schwarz

NEUE KUNSTLITERATUR

Dela
Wilhelm

0fraffte

öer Hebe

croix, Eugene. Briefe. Deutsch von
Stein. 2 Bände, 1813-1846, 1847 —1863.
Basel, 1918. Benno Schwabe Verlag.

Ich kann mir nicht denken, daß
diese Briefe Delacroix' irgendeinen
künstlerisch und menschlich Fühlenden
nicht stark berührten. Wenn
einer gar nichts von Delacroix gesehen
hätte, nichts von ihm wüßte,
die Briefe würden in ihm sicherlich
alle Sehnsucht wecken nach den Werken
dieses gewaltigen Stürmers als
Maler, dieses geistreichen Kenners
und Schriftstellers, dieses unermüdlichen
Arbeiters und vorbildlichen
Weltmannes unter den Malern seiner
Zeit. Diese Briefe sind etwas Außergewöhnliches
auch unter ihresgleichen
und doch sind die allermeisten Briefe
an kaum Bekannte gerichtet. So stürmisch
des Künstlers Werke, so ruhig
die Briefe. „Es gibt kaum eine größere
Einsamkeit als die meine. Die Illusionen
vergehen eine um die andere
— das einzige, worin die Bitterkeit
der Klage sich nicht mischt. Es ist
die Arbeit und schließlich ist es meine
einzige Leidenschaft." Sein Leben
war Mühe und Arbeit und immer war
es etwas gehemmt durch kleines, lästiges
Leiden. — Aber wie fest und
immer wie von einer Höhe klingt es
durch die Briefe des Mißmuts, der Erschöpfung
, des Beifalls und der Verteidigung
: ich weiß meinen Weg. „Ich
werde mir nirgends Rats erholen
außer bei meinem Instinkt, der als
eine Art Wahnsinn und Zügellosig-
keit gegolten hat und der heute Anhänger
findet." — Solche Briefe zu
lesen ist immer von Wert, heute aber
wohl von ganz anderem. Wie viel
künstlerische Richtungen, wie viel
Kämpfe und Tagesgrößen gingen an
ihm vorüber. Wie viele kämpften,
wüteten einst gegen den häßlichen
Neuerer! — Die Briefe schweigen fast
ganz davon. Nur gelegentlich läßt er
sich einmal aus gegen Ingres und
Horace Vernet. Nichts Kleinliches,
Widerwärtiges, Gehässiges beeinträchtigt
den Genuß am Lebensbild
dieses reichen Künstlers. Wie ganz

Die Kunst für Alle XXXV.

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