http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0185
FRIEDRICH LISSMANN FISCHADLER
Aus „Friedrich Lißmann, Eine Sammlung seine* Werke'1. Hamburg, Hanseatischer Kunstverlag
FRIEDRICH
Dem frühvollendeten, feinsinnigen Hamburger
Maler ist jetzt mit einer Publikation, die
die besten seiner zahlreichen Arbeiten in schönen
, wertvollen Lichtdrucken vereinigt, ein würdiges
Denkmal gesetzt worden, das der Schar
seiner Verehrer und Freunde neue Anhänger
zuzuführen wohl imstande ist. Denn Lißmann,
der sich zum Stofflichen seiner Bilder die Wiedergabe
der heimischen und nordischen Tierwelt,
besonders die Wasservögel, erkoren hatte, war
auf diesem eng umschlossenen und begrenzten
Gebiete zu einem Künder neuer Werte, einem
Spender köstlicher Arbeiten geworden. Manchmal
denkt man beim Durchblättern der schönen
Mappen an Bruno Liljefors, an einzelne japanische
Holzschneider, die Ähnliches gegeben haben
; aber Lißmann war kein Nachahmer des
Schweden. Die Abwandlung eines gleichen Themas
brachte beiden eine ähnliche Arbeitsweise,
die sich keiner bestimmten Schule einreihen, mit
keinem der uns geläufigen Schlagworte umschrei-
*) Friedrich Lißmann : Eine Sammlung seiner Werke. Sechs
Lieferungen mit je zwölf Blatt. Jede Lieferung M. 25.—. Hamburg
, Hanseatischer Kunstverlag.
LISSMANN*)
ben läßt. Von Liljefors scheidet ihn in seinen
späteren Arbeiten namentlich die größere Rolle,
die in seinen Bildern das landschaftliche Element
spielt. Denn nachdem er sich erst mit kleinsten
Ausschnitten, die sich auf die Wiedergabe des
Tieres fast allein beschränkt hatten, beschieden
hatte, begann er später der umgebenden Natur
allmählich einen größeren Raum zu überlassen.
Nicht zum Schaden seiner Arbeiten! Denn erst die
Umgebung, in der das Tier lebt, macht uns manches
im Aussehen und in den Lebensformen desselben
begreiflich. Sieht man die ärmliche, nackte
und doch so grandiose vulkanische Landschaft
Islands, der des Malers besondere Vorliebe galt,
so versteht man auch das kümmerliche Aussehen
der dortigen Ponys. Lißmanns Bilder, besonders
die von fliegenden Vögeln, haben viel gemein
mit der geistreichen Sicherheit, mit der der japanische
Künstler die flüchtigen Bewegungen seiner
Modelle festgehalten hat; aber während der
Japaner das Objekt seinem flüchtigen Stilgefühl
ein- und unterordnet, will der Deutsche nichts
als eine Naturwiedergabe all der Reize seines
Vorwurfes mit allen für ihn brauchbaren Mitteln
155
21*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0185