http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0256
MAX PECHSTEIN IM ROTEN KIMONO
Mit Genehmigung der Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin
oder eine Umschreibung einer begrifflichen
Weltbetrachtung, als der ganz einfache, ganz
natürliche Überschuß seines Lebensgefühls. Das
treibt ihn zur Tätigkeit, das empfindet er in
den Dingen, die er malt, mögen es nun Landschaften
oder Stilleben, Bildnisse oder Akte
am Meer oder sonst irgend etwas sein. Die
drängende, zeugende Kraft, die in Menschen
und Dingen wirkt, im Sprung des Tänzers
sich enthüllt wie im Leuchten südlicher Landschaften
: diese Kraft lebt auch in ihm und
reißt ihn zur Arbeit und sie ist es zuletzt, die
er gestaltend ausdrücken will. Sie ist Objekt
und schaffende Energie zugleich — und von
ihr aus ergab sich ihm ganz von selbst die
konzentrierte Ausdrucksform, die man Expressionismus
genannt hat. Die verfeinerte relativistische
Geistigkeit des Impressionismus gab
hier nicht mehr Genügendes: bloße Darstellung
der Dinge war sinnlos vor diesem Bedürfnis
nach Selbstgestaltung am Bilde der Welt.
In dem Kreis der Dresdner „Brücke", die
sich etwa 1905 zusammenfand und zu der Kirchner
, Heckel, Schmidt-Rottluff, Pechstein, Nolde,
dazu Amiet, Giacometti, Axel Gallen gehörten,
hatte diese Tendenz zuerst Bewußtsein und
Form gefunden. Schon in den ersten noch
halb privaten Ausstellungen der Vereinigung
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