http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0264
3
bleibt. Es ist kein Zufall und hat seinen guten
Sinn, daß er immer wieder das eine oder das
andere Blatt mit Farbe übergeht, daß von sehr
vielen seiner Drucke handkolorierte Exemplare
existieren. Auch diese Schwarzweißarbeiten
sind im Grunde farbig erlebt: die Übersetzung
in das reine Schwarz - Weiß empfindet der
Maler schon als unsinnliche Abstraktion, die er
mildern, aufheben möchte. Ihn reizt das Handwerkliche
, die Arbeit im Holz, auf dem Stein, im
Kupfer: das eigentliche Medium seiner Selbstgestaltung
aber bleibt die Farbe. Das hindert
nicht, daß das graphische Werk im Gesamtbild
dieses Schaffens eine sehr bedeutende Rolle
spielt, insofern, als manches formale Problem,
Bildbauversuche und Ansätze zu strafferer Konzentrierung
und Gliederung der Fläche zuerst
bei irgendeinem Blatt, irgendeiner Platte versucht
sind. Die Graphik begleitet das Schaffen
dieses Malers wie die Lyrik das Leben eines
Dichters: sie fließt aus dem gleichen starken
Quell der Natur, der dieses ganze Leben speist,
das mit seinem sicheren Glauben an diese Welt
in dem Wirrwarr des Heute wie ein Halt und eine
Bestätigung für alle leuchtet. Paul Fechter
ZUR DÜSSELDORFER
LANDSCHAFTSMALEREI *)
Eine Abschlagszahlung auf die 1914 so greifbar
nahegerückte, große westdeutsche Retrospektive
, die freilich jetzt in nur zu weite Ferne
entschwunden zu sein scheint. „Wenn der Rahmen
zu weit gespannt, das Programm ,Ältere
Düsseldorfer Landschaftsmaler' zu allgemein erfaßt
erscheint, so möge gerechter Kritik erwidert
werden, daß es sich hier nicht um eine streng-
kunsthistorische Ausstellung handeln konnte, wie
sie etwa die Städtischen Kunstsammlungen zu
wiederholten Malen ,zur Geschichte der Düsseldorfer
Malerei' veranstalteten, sondern, daß der
Kunstverein seinen Besuchern von nah und fern
einen ungefähren Begriff des Reichtums zugeben
wünschte, den dieses im Zusammenhang kaum
je behandelte Kapitel der Düsseldorfer Kunstgeschichte
in sich schließt." Mit diesen Worten,
die Walter Cohen, der Direktorialassistent der
Düsseldorfer Kunstsammlungen und eigentliche
*) Bemerkungen zu der vom Kunstverein für die Rheinlande
und Westfalen veranstalteten Ausstellung „Ältere Düsseldorfer
Landschaftsmalerei aus Privatbesitz". Düsseldorf, 2. bis
30. November 1919.
MAX PECHSTEIN
Aus Max Pechsiein, Reisebilder (Paul Cassirer, Berlin W10)
ZEICHNUNG
228
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0264