http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0307
Mit John William Wallis, der bereits 1812 eine
phantastisch-koloristische Paraphrase des Heidelberger
Schlosses malt, ziehen die Engländer
in Heidelberg ein. Aber nicht so sehr er, der
später den Kunsthandel der Malerei vorzog, als
William Turner drängt die heimischen Künstler
in neue Bahnen, auch in eine Romantik, aber
in eine von der deutschen mit ihrer innigen Versenkung
und ihrer reinen Herzenseinfalt grundverschiedene
. Lauter, zu laut spricht die theatralisch
gestimmte Phantasie: vor der Deklamation
weicht das einfache Lied, vor dem Farbenrausch
das stille, aber köstliche Genießen des Auges
zurück; auf einer Bühne, die mit allen erdenkbaren
Beleuchtungskünsten arbeitet, stellen unter
opernhaften Klängen die Szenen sich dem überraschten
und geblendeten Blicke dar, eine fremde
Welt spricht, aber nicht mehr eine Welt mit vertiefter
Anschauung, sondern eine Welt des Scheins.
Als Vertreter der heimischen Künstler, die ihm
folgten, sei Theodor Verhas genannt. Seine Ideallandschaft
von 1839 ist ohne Turners Vorgang
nicht denkbar.
Was bisher gesagt wurde, dürfte das Wesentliche
der Ausstellung herausheben. Ihren Umfang
erschöpft es ebenso wenig, wie es auf alle Einzelbeobachtungen
eingehen konnte. Diesen reicheren
Ertrag in die Vorratskammern der Forschung
einzubringen, muß dem gründlichsten Kenner
vorbehalten bleiben, dem Veranstalter der Ausstellung
, Karl Lohmeyer. Seine glückliche Hand,
die, wo sie auch einsetzte, noch nie ergebnislos
nachgegraben hat, die sich aber auch in der Anordnung
der Ausstellung und in ihrer, romantische
Gedanken leicht unterstreichenden und auf die
Gesamtkultur hinweisenden Ausstattung als von
feinem Geschmack gelenkt erweist, seine Hand
wird uns ein geschlossenes Bild der Heidelberger
Romantik entwerfen, das für das Ganze der
geistigen Bewegung nicht mehr länger entbehrt
werden kann. Karl Koetschau
VON
MÜNCHNER AUSSTELLUNGEN
Die Ausstellungen der letzten Wochen brachten
vorwiegend Werke graphischer Kunst.
In der staatlichen Graphischen Sammlung beabsichtigte
eine aus den Mappen Richard
Braungarts ausgehobene Serie von Exlibris in
erster Linie die thematischen Möglichkeiten
dieses Zweiges der Gebrauchsgraphik zu veranschaulichen
, und tatsächlich sah man eine beglückende
Fülle reizvollster persönlicher und
phantastischer Stücke, so daß man sich nicht
TH. VERHAS
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HEIDELBERGER IDEALLAND SCHAFT (1839)
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