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Bestrebungen. Das Publikum begriff auch
diesmal weder ihn, noch die Jungen aus
Nagybänya.
Seinen ersten entscheidenden Sieg feiert
er 1901 in München, wo er im Glaspalast
das „Maifest" ausstellt, das ihm die große
Goldmedaille einträgt, die vor ihm auch
seine Freunde Leibi und Böcklin erhalten
hatten. Allein zu Hause weckte das kein
Echo. Vier Jahre später veranstaltet er
eine Kollektivausstellung; sie hat schon
weiterreichenden Erfolg. Man beruft ihn
als Direktor an die Malerakademie, und
Szinyei übersiedelt nach Budapest. Von
da an spielt er eine führende Rolle in
den künstlerischen Bewegungen. Diese
Position hat er inne, als 190g die Galerie
Heinemann eine Ausstellung der Piloty-
schule arrangiert. Hier machen Skizzen
aus seiner Frühzeit großes Aufsehen; in
der Berliner Secession räumt man ihm
einen Saal ein ; in München stellt er sich,
ebenfalls bei Heinemann, mit einer Kollektivausstellung
ein; ein Jahr später
aber, 1911, erringt er in Rom auf der Internationalen
Ausstellung den 10000 Lire-
Preis; die Uffizien in Florenz bestellen
sein Selbstbildnis. Nun wird er auch daheim
gefeiert. Das Komitat Säros stellt
ihm ein Denkmal, seine Arbeiten finden
zu hohen Preisen Käufer, und schließlich
erhält er auch in Budapest die „Große
Goldene".
Die Laufbahn Szinyeis scheidet sich in
zwei Teile. In die Mitte fällt eine Ruhepause
von fast dreiundzwanzig Jahren,
während der sich natürlich auch seine Art
zu sehen ändert. Was die beiden Lebensabschnitte
verbindet, ist die Seelenwelt
des Künstlers, die die Heiterkeit, die lachende
gute Laune, der auch die Schicksalsschläge
nichts anzuhaben vermochten,
selbst ist. Alle diese Eigenschaften kommen
in dem beispiellosen Glanz seiner
Farben zum Ausdruck. Er ist ein malerischer
Maler, der mit der Farbe zeichnet,
aus der Farbe die Form entstehen läßt,
die Welt aus lauter Farbenflecken zusammensetzt
. Und zwar seine eigene Welt, deren
Motive zwar die Säroser Landschaft, das Wasser
des Plattensees, die. Bergwiesen, der Park
von Jernye sind; allein der Künstler gelangt
von jedem Ausgangspunkt an das gesteckte Ziel:
er macht alle Elemente der Natur zu Trägern
der Farbe. Zwischen seinen Werken der ersten
und der zweiten Periode lassen sich große Unterschiede
feststellen. Vor der großen, tragischen
Ruhezeit ist für seinen Vortrag die von
PAUL MERSE v. SZINYEI □ DAS HEIDNISCHE ZEITALTER
der Leichtigkeit der jugendlichen Seele beschwingte
spielerische Frische bezeichnend; in
seinen Farbenskizzen und fertigen Werken,
wie „Maifest", „Bildnis in Lila" (1874) (Abb.
S.374), „Rokoko" (Abb. S. 373), „Die Lerche",
„Frauenbildnis" (1879), ergibt sich aus dem
weichen und kontinuierlichen Ineinanderfließen
der Farben deren in innerem Feuer
brennender Schmelz. Über seinen Farbenharmonien
lebt, vibriert und strahlt das alles aus-
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