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SCHMIDT-ROTTLUFF
Große Kunstausstellung Düsseldorf 1Q20
SCHIFFE
PERSÖNLICHKEIT UND STIL
Die Frage nach dem Ursprung des Stils ist
ebenso umstritten wie das Thema über die
Genesis der Kunst, interessiert auch mehr den
Historiker als den kritischen Ästheten. Der
Kampf um den Stil, und die Stellungnahme,
ob wir in ihm das objektive oder subjektive
Moment stärker betonen, ist gerade in unserer
Zeit nicht belanglos. Viel hängt damit zusammen
, weil sich Soziologisches mit Künstlerischem
vermengte, Wirtschaftspolitik und Programmpunkte
von Klassen hineingezogen wurden, die
mit dem Kern der Sache keine innere Berührung
haben.
Erler sagt ganz richtig, daß der Künstler,
trotzdem er scheinbar beiseite steht, die deutlichsten
Merkmale seiner Zeit und Rasse unbewußt
trägt und daß diese erst den späte-
Über die Große Düsseldorfer Ausstellung 1920 kann der
Bericht zu unserem heutigen Bildmaterial wegen plötzlicher
Erkrankung unseres Referenten erst in dem nächsten Heft
erfolgen.
Die Kunst für Alle XXXV.
ren sinnlich erkennbar werden. Das große
Chaos und die Erschütterungen der Welt konnten
an dem Künstler um so weniger abgleiten,
als seine sensitivere Seele leichter reagiert und
er zudem meinte, diesmal bewußter Resonanzboden
für die äußeren Schwingungen zu sein.
Dazu kam noch eins, daß die Organisation der
andern mit ihren Ungeheuern Mitteln auch geeignet
schien, die Kreise, welche sich bisher
bedrückt glaubten, durch Übernahme dieses
Vorbildes in eine gleich günstige Herrscherstelle
zu versetzen. Die Linie war bereits
früher vorgezeichnet: Kunsthändler — Zeitschrift
— Schriftsteller. Eine Vertrustung der
Anschauung, Diktatur einer Richtung. Außerdem
: der Wille, das Ringen um den Stil in
jenen Wagen einzuspannen. Um so leichter
möglich, als unsere Zeit das Bestreben hat, sich
einheitlich zu orientieren. Das wäre ohne Gefahr
, wenn ein direkter Anschluß möglich.
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