Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 42. Band.1920
Seite: 251
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ARCH. O. PRUTSCHER-WIEN

Ausführung: Joh. Halmschlager, Wien

BETTEN

frauenkleidung und kunst

Der Begriff „Kunstgewerbe" hat schon man- \
ches Unheil auf dem Gewissen. So dringend
notwendig es war, daß einmal berufene Künstler
der Seelenlosigkeit der Fabrikware die
Schönheit des von liebevollem Schöpferwillen j
frei geformten Nutzgegenstandes entgegen- 1
hielten, so sehr auch selbst das „gute alte" i
Handwerk auf vielen Gebieten die vorbildschaffende
und beratende Tätigkeit des Künst- i
lers braucht, so wenig erfreulich ist es doch,
daß nun heute bald niemand mehr ein Handwerker
schlechthin sein will, ein jeder das Einzige
und noch nie Dagewesene zu schaffen erstrebt
, indem er dazu die Hilfe halbreifer Kunstbeflissener
beiderlei Geschlechts heranzieht, die
auf Grund von ein wenig spielerischer Materialfreudigkeit
und ornamentaler Phantasie sich zu
„Leitern" und „Reformern" auch solcher Handwerkszweige
aufwerfen, die ihrer Hilfe besser
entraten würden. Ich denke da zumal an die
Frauenkleidung. Ich glaube nämlich, daß es an

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geschmackvollen Schneidern und Schneiderinnen
noch nie gefehlt hat. Ich glaube auch, daß
wenn anders Phantasie, Schönheitsgefühl und
Materialkenntnis den „Künstler" ausmachen, so
mancher dieser Handwerker eine heimlichkünstlerische
Ader dem Handwerk dienstbar
machte, und deshalb doch Handwerker blieb. Da
wehte die soziale Krise ganze Scharen schaffensdurstiger
Kunstgewerbler herbei. Frauen zumal
, die genug Frauen waren, um sich gerade
in dem weichen, flattrigen Material der Modekunst
besonders wohl zu fühlen. Leider wollten
sie dabei auch durchaus „individuell" sein, und
dieses Streben, gepaart mit uferlosem Ornamentiervergnügen
, bewirkte es, daß sie oft den
Wald vor Bäumen nicht sahen. Sie versuchten,
an Stelle der Mode das künstlerische Kleid zu
setzen* vergaßen aber nur zu oft, daß, was sie
ausdachten, ja eigentlich bestimmt war, am Körper
einer Frau bestimmten Zwecken des alltäglichen
oder festlich erhöhten Lebens zu dienen:

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