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ADOLF UZARSKI,
DÜSSELDOR F
WILH. LAUGER,
LEIPZIG
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TOBIAS SCHWAB,
BERLIN
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KARL EEG,
BREMEN
ALLGEMEINER WETTBEWERB, ERSTER, ZWEITER, DRITTER UND VIERTER PREIS
men werden als es die des Kaiserreiches waren,
andererseits daß man von der extravaganten und
unpopulären Gestaltung der Nationalversammlungsmarken
glücklich abgesehen hat. Das Preisgericht
, in dem hervorragende Künstler der verschiedenen
künstlerischen Richtungen, Kunstsachverständige
, Postfachleute und Parlamentarier
saßen, dürfte diesmal mehr Resonanz für
seine Entscheidungen beim Volke selbst finden
als bei den Nationalversammlungsmarken.
Die staatlichen Symbole heraldischer wie figürlicher
Art sind — schon aus inneren Gründen —
bei den preisgekrönten Entwürfen bis auf einige
schüchterne Reste völlig verschwunden. Die
reinen Zahlenmarken überwiegen in beherrschender
Weise. Die Anlehnung an alte deutsche
Marken macht sich überraschend geltend. Eine
glückliche Mischung von bewährter alter Einfachheit
und sachlicher Klarheit und von Belebung
und eigener, doch nicht willkürlicher Ausgestaltung
weisen die Entwürfe von Willi Geiger
-München (i. Preis) auf. Sie haben Markenstil
im besten Sinn des Wortes. Die Kursivziffern
von Edwin Scharff-München (empfohlen)
sind dagegen zu flüchtig-ephemer. Ihnen geht
eine gewisse Monumentalität ab. Paul Neu-Mün-
chen (3. Preis) versucht in die Zahlen symbolische
Figuren der verschiedenen Stände hinein-
zukomponieren. Dadurch bekommen die Zahlen
eine ungefüge Schwere, die innerhalb einer festgeschlossenen
Buchdruckseite ihre künstlerische
Berechtigung und Ausgleichung hätte, aber in
der isolierten Marke nicht ganz glücklich wirkt.
Direkt augenschädigend ist der Entwurf Karl
Eegs-Bremen (4. Preis) mit seinen gebrochenen
Parallellinien. Reicher im Ornament als die übrigen
ist Hermann Haas-München (4. Preis), ohne
jedoch an Klarheit und Stilgefühl zu verlieren.
Von den Marken mit allegorischen Figuren
und Darstellungen bringt der Entwurf von J.
V. Cissarz-Frankfurt (1. Preis) mit einer knienden
Gärtnerin keinen gerade neuen Gedanken,
jedoch in einer so vornehmen, ausgeglichenen
Linienschönheit und Abgewogenheit, daß man
seine Freude daran haben muß. Ein vom Reichs-
kunstwart empfohlener Hermes von demselben
dürfte sich besonders in technischer Beziehung
als sehr geeignet zeigen. Ein Pflüger mit zwei
Pferden von Edwin Scharff-München (1. Preis)
in modernen Formen, jedoch nicht gerade radikal
, zeigt das plastisch-zeichnerische Können
des Künstlers von seiner allerbesten Seite, aber
gerade hier scheint mir auch die Gefahr für die
Flächenwirkung einer Marke zu liegen. Auch
Paul Neus-München Schmiededarstellungen (2.
Preis und empfohlen) leiden in dieser Hinsicht
an der perspektivischen Vertiefung bei der sonstigen
dramatischen Wirkung und zeichnerischen
Qualität. W.Schnarrenberger-München (ß.Preis)
will mit seiner Vogelperspektive deutscher Lande
zuviel auf die kleine Fläche bringen, technischlinear
besser dürfte der vom Reichskunstwart
empfohlene Postreiter sein. Etwas altertümlich,
doch in seiner flächigen Stilisierung ausgezeichnet
ist der Dreimaster von O. H. W. Hadank-
Berlin-Südende (3. Preis). Ebenso darf man
Adolf Uzarskis-Düsseldorf (1. Preis) sprengenden
Reiter linear wie stilistisch als hervorragend
bezeichnen. Karl Michel-Berlin (1. Preis), Wilh.
Lauger-Leipzig (2. Preis) und V. Zietara-Mün-
KURT ARENDT, BRESLAU HERMANN HAAS, MÜNCHEN
ALLGEMEINER WETTBEWERB, VIERTE PREISE
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