Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 8
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LUDWIG VON HERTERICH

DER SOMMER

Schule und Diez-Malerei in der ergiebigen Zeit
von 1870 —1890 wurde durch die der Einfachheit
halber, aber nicht ganz zutreffend und erschöpfend
hier als Sezessionismus bezeichnete Stilbewegung
zerschlagen; zugegeben auch, daß
fast ein halbes Jahrzehnt hindurch experimentiert
wurde und dabei nicht immer glückliche
und vor dem Richterstuhl der Nachwelt standhaltende
Leistungen herauskamen — aber was
hätte denn geschehen sollen? Man konnte doch
nicht immerzu in der Weise eines Lindenschmit,
Löfftz, Diez weitermalen! Kunst ist Entwicklung
, bei der Einzelpersönlichkeit sowohl als
bei der künstlerischen Gesamtheit. Und in der
Kunst spiegeln sich, nicht illustrativ natürlich,
aber in der Stimmung und im Habitus, die
Kulturströmungen der Zeit. Was Diez und
seine besten Genossen geschaffen und für recht
gefunden hatten, das war Spiegelbild des Deutschland
von 1870 in seiner biedermeierlichen Stetigkeit
, war in seiner Gefaßtheit und reizvollen
Anmut Malerei einer Zunft von Menschen eines
friedfertig-bescheidenen Volkes. Die Generation
nachher wollte weiter. Aus den Selbstzeugnissen
Herterichs erhellt, wie er, trotz einer gewissen
altmodischen Gesinnung, die ihm menschlich
sehr konservative Züge einzeichnet, von dem
Ausdruck der Diez-Schule wegstrebte. Und so
auch seine Gefährten und Weggenossen. Etwas
Elementares war in ihnen allen, und dieses
Elementare erklärt sich nicht so leichthin als der
Überschwang der Jugend, sondern es war Ausdruck
einer neuen Zeit, die auch ihrerseits neuen
künstlerischen Ausdruck forderte. Gewiß trug
diese Zeiterscheinung in das Werk manch eines
jener Kämpfer Zwiespältigkeiten, verwirrte, zerriß
ihn, unverkennbar sind wie im Werke etwa
Dürrs, Becker-Gundahls und Exters auch in
Herterichs Schaffen tragische Züge. Aber all
das mußte notwendig sein, war unvermeidbar.

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