http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0025
LUDWIG VON HERTERICH
VOR DEM SPIEGEL
Werke etwa des letzten Jahrzehnts regierte,
glücklich umschrieben, das Fazit gezogen des
Weges, der von der Diez-Schule und dem verträumten
weiblichen „Halbakt vor Schwarz" zur
„Pietä" führte und darüber hinaus zu dem bewegten
, auf starke dekorative Effekte bester
Art gestellten Bild einer Reitjagd, das im Winter
1919 auf ig20 entstand.
Herterichs Schaffen muß man, nachdem man
sich klar gemacht, wie es sich stilistisch entwickelte
, rein materiell in die zwei großen
Gruppen scheiden: Tafelbilder, Schöpfungen
intimer Malerei, einerseits und Fresken oder
freskenhaft behandelte Bilder andererseits. Da
München Herterichs großes Künstlertum leider
nicht zur rechten Zeit erkannte und auch, als
es erkannt war, nicht zu nutzen wußte, so hat
ihm die Stadt seiner besten Tätigkeit, die zugleich
die Stadt seiner ganzen Liebe ist, nicht
Gelegenheit gegeben, sein großes Können an
einem großen, monumentalen Freskowerk zu
beweisen. Es ist nichts da, das für ihn zeugt,
als das 1908 entstandene Plafondgemälde im
Ausstellungsrestaurant auf der Theresienwiese,
auf Veranlassung Emanuel von Seidls entstanden
: bei denkbar ungünstigstem Ausschnitt
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