http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0052
FRITZ KLIMSCH
BÜSTE PROFESSOR WARBURG
Gelegenheit, diese von allen Seiten interessant
zu machen.
Charakteristisch nicht nur für Klimsch, sondern
für die ganze Zeit und Richtung der Plastik,
der der Künstler angehört, ist das Bestreben,
seinen großen nackten Gestalten „interessante"
oder „pikante" Stellungen und Bewegungen zu
geben, sie laufend, stürzend, krampfhaft zusammengekauert
darzustellen. Dadurch erscheinen
sie, zumal wenn sie ganz oder fast lebensgroß
sind, leicht unmonumental, unstatuarisch,
und die Schönheit der Form wird dadurch
beeinträchtigt. Solche Motive eignen sich weit
mehr für die Kleinplastik; die Renaissance hat
sie mit größtem Erfolg dafür ausgenutzt, wie
die Bronzestatuetten eines Gian Bologna, Riccio,
Maffeo Olivieri u. a. beweisen. Das gilt auch
— nebenbei gesagt — für die Tierbronzen
von August Gaul, dessen lebensgroßen Löwen,
Eselreiter u. s. f. gar nicht zu vergleichen sind
mit seinen köstlichen ganz kleinen Tierfigürchen
und Gruppen, wie Frau Eduard Arnhold eine
in ihrer Art einzige Sammlung besitzt. Auch
hier kann unsere Zeit von der Renaissance
lernen, wie namentlich Riccios prächtige kleine
Tierbronzen zeigen. Die klassische antike Plastik
hat den weiblichen Körper nur selten und erst in
späterer Zeit nackt dargestellt, in ihren zahllosen
köstlichen Statuetten in Ton und Bronze
aber fast gar nicht. Wahrlich nicht aus Scheu
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