Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 41
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PAUL SCHEURICH

KONZERT (STEINDRUCK)

Schwarz-Weiß-Ausstellung der Berliner Secession

Visionen, in denen Krauskopf und Kohlhoff
sich hier ergehen, haben somit ihr eigentliches
Element gefunden. Wurde einst das Aquarell
durch die Ölfarbe als Guasche beeinflußt, so
wird der Einfluß der Wasserfarbe mit ihrer ungemischten
Leuchtkraft auf die Ölfarbe nicht
ausbleiben. Es handelt sich natürlich nicht um
akademisch puristische Aquarelle ohne jede Deckfarbenmischung
, sondern nur um eine Ausbreitung
der Farbfläche ohne Nüance. Wo diese
auftritt, tritt sie mit viel kokettierendem Raffinement
des auslaufenden Wassers auf, was besonders
Kohlhoff sich zu eigen macht und effektvoll
ausnutzt. Ganz stark ist Corinth in zwei
Aquarellen mit schöner Tonbindung; während
Heckendorf in grellster Gegensatzwirkung etwas
Unbewegliches erhält.

Vom reinen Schwarz-Weiß hat die Radierung
noch den Vortritt. Alle Stadien ihrer Entwicklung
in der letzten Epoche sind vertreten. In
Philipp Francks Arbeiten (Abb. S. 47), dem als
Sechzigjährigen ein ganzes Kabinett eingeräumt

ist, erreicht sie als Letztes einen flotten offenen
Strich, der die Zügigkeit der Radiernadel Liebermanns
anstrebt. Dieser offene Strich erlebte
in der Kaltnadelradierung seine letzte Befreiung
. Aber nur wenige konnten sie üben. Vielfach
blieb man bei einem malerischen Tonstil
wie Paeschke und Oppler (Abb. S. 46), dem auch
Büttner (Abb. S. 44) mit seinen Strichspielereien
zuneigt, stehen. Mit witziger Koketterie folgt
die Nadel den oft entzückenden Einfällen Röß-
ners (Abb. S. 40), geht sicher den romantisch gefärbten
Ausschnitten Richters (Abb. S 45) und
gehorcht auch noch der grüblerischen Arabeske,
mit der Steinhardt seine Gestalten umrankt.
Durch den Großbetrieb der Illustrierungskunst,
welcher sich vorzugsweise auf die Lithographie
wirft, beginnt die Radierung langsam in den
Hintergrund zu treten, Hier begegnet man mit
vielem Interesse den Steindrucken zur Odyssee,
welche Otto Baumberger aus Zürich gesandt
hat. Andererseits aber bat kaum eine graphische
Technik so viele individuelle Möglichkei-

Dle Kunst für Alle XXXVI.

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