Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 42
(PDF, 71 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0062
ERICH WASKE

Schwarz-Weiß-Ausstellung der Berliner Secession

FELDWEG

ten aufzuweisen, wie die Lithographie. Sie ist
Zeichnungsreproduktion. Feder und Kreide,
Linie und Fläche, beides gibt sie gleichmäßig
spontan wieder. So kommt Karl Caspar in
seinem Zyklus Felicitas, den er in anmutiger
Naivität um Mutter und Kind herumgedichtet
hat, mit leichter Skizzierung des Striches
aus, während E. Waske (Abb. S. 42) in breiten
, schwerbeweglichen Flächen etwas zu allgemein
und immer apokalyptisch gestimmt, gestikuliert
. Scheurich (Abb. S. 41) weiß dagegen
die Kreide so zu kokettieren, daß sie die etwas
konventionell geratenen Phantasien zum Rosenkavalier
, anmutig umpudert. Der Plastiker
Scheurich hat hier ein ganz anderes Ausmaß
individueller Formcharakteristik (Abb. s. Mattbeilage
). Sehr interessant tritt hier Marcus Zeller
mit einer Reihe Lithographien auf, die alle eine
sehr lebendige Charakteristik aufweisen. Nicht
nur von der Illustrationslithographie, sondern
auch vom Holzschnitt, dem die modernen
Ausdruckswerte mehr zudrängen, wird der Radierung
Einhalt geboten. Doch hat hier die Ausstellung
wenig Bemerkenswertes zu zeigen, außer
den Bildern zu Tundalus von Baumberger.

W. Kurth

DEUTSCHER EXPRESSIONISMUS
IN DARMSTADT

Der Kunstrichter, aufgefordert zur Meinungsäußerung
, steht vor einem Doppelamt: er
zählt auf, was zu sehen ist; das Gesehene beurteilt
er nach dem Wert, der Wichtigkeit, der
Zweckmäßigkeit im moralischen Begriffe. Der
Sachinhalt einer Ausstellung beschäftigt ihn,
mit diesem ihr Gehalt, und da er am Ende,
wie sich versteht, ein Fazit ziehen wird, nebenbei
ihr Daseinsrecht. Die Darmstädter Ausstellung
fordert ihn weder zu jenen beiden auf,
noch zu diesem Dritten heraus, mit in der Luft
erstarrtem Bleistift bleibt er elend stecken und
sein Notizbuch . . . leer. Ringsum beziehungsloses
Durcheinander von Gutem, das längst gekannt
ist, von Mittelmaß, das keine Stellungnahme
erreizt, von Schlechtem, über das die
Achsel zucken sich nicht lohnt, „Deutscher
Expressionismus", schreien die Plakate, druckt
der Katalog, steht in der Presse und in den
Ankündigungen. „Deutschen Expressionismus"
und seine Elite erwartete der Kunstrichter hier.
Was findet er? — Wahllos hergetrommeltes
Kunstwerk, wahllos auf verfügbare Wände ver-

42


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0062