Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 44
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ERICH BÜTTNER

DER NEUE PARIS (RADIERUNG)

Schwarz-Weiß-Ausstellung der Berliner Secession

dorf — enorm, die praktische Vermöglichung
schwer. Der „Verband", arm an Verbindungen
und wissender Übersicht, wagte sie nicht. Er
wandte sich an seinen Feind und seine Gegengründung
, die Darmstädter Secession, welche
ein halbes Jahr zuvor mit einer ersten Ausstellung
leidlich debütiert hatte, gewährte ihr
alle ideellen Vollmachten. Die Secession übernahm
das Gefährliche, samt ihm die künstlerische
Leitung, samt ihr die Verantwortung für
das Gelingen und Scheitern des Unternehmens.
Es ist gescheitert!

Denn was tat die Secession? Wie es scheint,
das Leichteste: Sie schrieb an die Künstlerbünde
und die befreundeten Händler und die
willigen Kunstblätter-Verleger und bat um Bildwerk
. Und die schickten? Nun ja, es war nur
Darmstadt, schickten, was ihnen paßte, teils
Abhub und Ladenhüter, teils Altes und Neues
von Belang und auch ohne Belang, alles ohne
viel Nachdenken und unter .... eigener Jury.
Die Secession, im Gedränge der Zeit und aus
Mangel an fleißigen und klar disponierenden
Leuten, ließ den Zügel aus der Faust gleiten,

schaute tatlos zu und der Wagen sauste den
Weg hinab. Wäre nicht der Berliner „Sturm",
wo man doch Schulter an Schulter stehen merkt,
nicht der Ausstellung bestes Stück, der große
Picasso aus seiner kubistischen Zeit, der paradiesblaue
Derain — beide hat die Galerie Flechtheim
geliefert —, wäre nicht das Lehmbruck-
sälchen mit der großen „Sinnenden" genau im
Zentrum der ganzen Ausstellung: der Gang
zur Mathildenhöhe unterbliebe besser.

So kamen die Bilder herein, ein quirlender
Häuf, ein farbloser Schlamm, ausgegossen über
manches von Sinn und Qualität, das sich vergebens
gegen die erstickende Flut wehrte. An
der Secession war es gelegen, aus diesem trübsten
Rohstoff, gehe es wie es wolle, noch eine
Ausstellung, ein System, ein Formvolles, ein
Werk zu machen. Die Secession, ei ja! die
hatte der gärende Strom bereits weggeschwemmt.
Sie lief mit Eimern und Kübeln, faßte ein,
goß aus; eine heillose Konfusion scheint platzgegriffen
zu haben: ihr Erfolg sind wirr behängte
Wände. Ist dies das Abbild der deutschen
Kunst von heute, dann hätte die mürri-

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