Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 64
(PDF, 71 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0086
ist ein Zyklus von zehn Holzschnitten, die unter
dem Titel „Vom Totentanz anno 1915'' zusammengefaßt
sind. Die Erinnerung an Holbein
ist hier wohl bewußt wachgerufen. Trotzdem
geben sich diese Blätter schon dem ersten Blick
in jeder Linie als Produkte der Gegenwart zu
erkennen. Wirsching hat mit scharfem Auge
und sicherer Hand das Wesentliche des Krieges
zu fast formelhaften Zeitsymbolen gestaltet;
und man findet in diesen Blättern eine Konzentration
des Gedankens und des bildlichen
Ausdruckes, die nur den wenigsten zu erreichen
vergönnt ist. In vielem, vor allem in der mustergültigen
Raumbehandlung und in der Prägnanz
der Ideenformung, diesem Totentanz verwandt
sind die Holzschnitte, mit denen Wirsching
1918 den Hamlet illustriert hat. Mit dem
traditionellen Theaterhamlet hat diese Bilderfolge
Wirschings allerdings gar nichts zu tun.
Sie ist viel derber, mittelalterlicher und ganz
aus subjektivstem Empfinden heraus gestaltet.
Aber gerade das gibt ihr, neben den hohen
graphischen Qualitäten der Schnitte, ihren besonderen
Wert, der nicht von heute auf morgen
durch die wechselnde Mode in Frage gestellt
werden kann. In bestimmtem Sinne gilt das
auch von den ganz skizzenhaft-freien Zeichnungen
zu Scheffels „Ekkehard ', die allerdings
stilistisch ganz und gar anders geartet sind,
so daß man sie kaum für Arbeiten Wirschings
halten möchte. Auch die Zeichnungen und
Aquarelle, die er von seinen Reisen mitgebracht
hat, sind ohne klar erkennbaren, persönlichen
Stil, an sich aber von hohem Reiz. Wirsching
ist eben als Graphiker nur dann er selbst gewesen
, wenn er seine Ideen in Holz schneiden
konnte. Und man muß es deshalb sehr bedauern
, daß sein letztes Werk dieser Art, die
Holzschnitte zu dem schon erwähnten Äskulapischen
Dekameron, unvollendet geblieben ist.
Nur vier Blatt sind fertig geworden. Aber sie
genügen, um uns die Gewißheit zu geben, daß
hier wieder etwas schlechthin Vollendetes entstanden
wäre. Nun: es hat nicht sollen sein.
Im übrigen sagten wir ja schon, daß es das
Klügste sei, Wirschings Werke trotz allem nicht
als Torso, sondern als ein im wesentlichen vollendetes
Ganzes zu nehmen. Und wir dürfen
überzeugt sein, daß es gerade deshalb in seinen
Dimensionen dauernd in dem Maße zunehmen
wird, als wir uns zeitlich von ihm entfernen.
Sicher ist jedenfalls, daß es heute schon beinahe
historisch, um nicht zu sagen klassisch
wirkt. Richard Braungart

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OTTO WIRSCHING

HOCHZEITS WAGEN

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