Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 86
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MAX SLEVOGT

KIN DER BILDNIS

ein Sonnenland die Pfalz ist! Was für ein Fruchtgarten
, was für ein Farbentraum! Die Pfalzbilder
Slevogts .... so kann man ein Land
nur verbildlichen, wenn man mit den steigenden
und fallenden Kräften irgendwie verwoben ist,
mit ihnen und in ihnen steigt und fällt.

Um den Rang der fünf neuen Bilder der
Mannheimer Galerie ist allerhand freundlicher
Streit. Die einen meinen, die zarte Skizze mit
der Birke sei das schönste, weil sie weniger
die Gegenstände des Frühlings bezeichnen als
das geheimnisvolle Weben, um sie her. Die
andern schätzen den „Blick ins Land" am höchsten
: schwingende Ebene, reifende Felder, rote
Dächergrüppchen weit über das Land hin ausgestreut
und am Rande — zarteste Unendlichkeit!
Wieder andere erklären den „Malvengärtner"
für das Beste. Flimmernde Sonnenglut auf greifbar
nahen Blumenstauden. Rotrote Blüten,
silbergrünes Blattwerk. Dahinter sorgend im
spitzen Strohhut der Gärtner.

Rote Äpfel. Wenn ich dieses Bild sehe, höre
ich fast ein lautes Rufen. Wie wenn einer

diese Riesenfrüchte unter schallendem Lachen
mit den Händen rund umfinge und liebkosend
riefe: Ha! Diese Kerle! Diese wunderbaren,
süßen, saftigen, überherrlichen Früchte! So
schaukelt der rote Pinselstrich leidenschaftlich
über die Leinwand hin und her, bis er Rede
wird, Lied oder Schrei.

Ganz still steht der Wald. Er dunkelt schwarz
und grün. Man wird wehmütig, fast weinerlich
bei solchem Schweigen. Vorn blüht Goldlack.—
Das sind die Mannheimer Bilder. Sie sind Mensch
und Erlebnis, kein Programm. Wenn wir sie
hier nicht wiedergeben, so ist es, weil man sie
dadurch zerstören würde.

Auf die Sommerfruchtbarkeit folgen lange
Wintertage. Man sitzt in der großen Stube.
Katzen drängeln sich durch die Türspalten.
Eiskalt zieht es herein. Die Spalte wird rasch

geschlossen. Wärme. Wein.---Es folgen

lange Wintertage, der Garten draußen ist abgestorben
und nun treibt und blüht es innen!

Es ist, als sei der Sommer für den Künstler
nur dagewesen, um Bewegung, Buntheit, Farbe

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