Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 94
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a

MAX SLEVOGT

SONNENUNTERGANG IN DER PFALZ

Steife ihrer zarten Gelenke ausdrucksvoll! Wie
vornehm bestimmt und doch wieder unerschlos-
sen das Wesen in Haltung und Antlitz. Rot
und Grau bilden den Grundakkord dieses Bildes,
dessen Vortrag der Zartheit des Gegenstandes
durchaus entspricht. Wie viel im Fortschreiten
durch die eigene Entwicklung vom Künstler
gewonnen wurde, mag man durch den Vergleich
der beiden in diesem Hefte wiedergegebenen
Reiterbildnisse erkennen. In dem köstlichen
Werk der Dame zu Pferde ist auch alles, was
auf menschliche Kamera hinausläuft, überwunden
. Der Übersetzungsprozess des impressionistischen
Schaffens läßt sich an dieser Gegenüberstellung
ganz ausgezeichnet verdeutlichen.

Was ist das Wesen solcher — von vielen
heute törichterweise als erledigt bezeichneter
— Malweise?

Wirklichkeit wird entwirklicht. Es wird ihr
das gemein Stoffliche und das Schwere genommen
. (Was ist z. B. aus den Hartschieren des
Prinzregenten geworden! (Abb. S. 88.) Ein

wunderbares, in Raum und Licht hineingesetztes
Gegenüber blauer und gelber Farbspiele.
Das Gewöhnliche des Milieus und der Menschen,
die in ihm hausen, ist in Atome aufgelöst und
durch eine höchst merkwürdige Verzauberung
in edle Pracht verwandelt. Daß an diesem —
als Raum allerdings auch in Wirklichkeit großartigen
— Ort Bier aus Maßkrügen getrunken
und Käse oder Radi gegesssen wird, daß
es da nach Stiefeln und Uniformen riecht, läßt
sich nicht einmal mehr ahnen.) Es wird ihr —
der Wirklichkeit — aber auch das Tote, das Starre
genommen, denn der Künstler setzt sie im großen
wie im kleinen in Bewegung um. Sie wird
überwirklicht und über sich hinaus gesteigert.
Dies besonders durch die Farbe, durch Gegensätze
und durch den Reichtum des Pinselgewebes
. Der „Trauergottesdienst" von igio (Abb.
S. 90) faßt alle solche Mittel zusammen. Es ist
einer von jenen Eindrücken, die nie blaß werden
, die aber auch irgendwie nicht aus unserer
Wirklichkeit zu stammen scheinen. Als ob wir

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