Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 104
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0132
hann Georg Edlinger, der aus Graz gekommen
war und bei Öfele in München studiert hatte,
auch seit 1781 Hofmaler war, klingt das Rokoko
ab und kommt das bürgerliche Zeitalter, das
nach 1789 anhub, zur Geltung; es tritt in der
Weise in die Erscheinung, daß die überwiegend
repräsentativen Momente der Bildnismalerei
einer psychologischen Auffassung Platz machen :
einige Porträte von unerhörter Innerlichkeit der
Wiedergabe individueller Seelenhaftigkeit und
äußerster Wucht des Vortrags gehen auf Edlinger
zurück, dessen Art in den tüchtigen, aber
viel mehr handwerklich arbeitenden Bildnismalern
Kellerhoven und Hauber, die allerdings
anderer Herkunft waren, aber in München bald
völlig einwuchsen, verklingt und — verflacht.
Die in München oder seiner Umgebung geborenen
Landschafter der Zeit werden kurzweg
unter der Bezeichnung „Die Vedutenmaler" zusammengefaßt
, ein nicht sehr stichhaltiges Verfahren
, das kürzlich noch gelegentlich einer
Ausstellung der Münchner Graphischen Sammlung
in Anwendung kam. Der Begriff „Vedutenmalerei
" trifft auf die Werke der hier in Frage
stehenden Künstler, auf den jüngeren Dorner,
auf die beiden Dillis, auf Warnberger und
Wagenbauer nur mit aller Einschränkung zu.
Wohl waren diese graziösen, zuweilen auch
ein wenig zaghaften Landschaftsmaler vom
Gegenstand nicht in dem Maße unabhängig wie
etwa die Landschaftsmaler des Impressionismus,
aber mit ihrer frisch zugreifenden, des Gegenstands
frohen Realistik verband sich auch ein
hohes Maß lautersten Naturgefühls. Namentlich
bei Georg v. Dillis, der von seinen theologischen
Studien her die Neigung zu pathetischem Überschwangmitgebracht
und sie durch seine winckel-
mannisch situierten Italienreisen noch verstärkt
hatte, geht doch weit über alle Vedutenhaftig-

keit hinaus eine Weiträumigkeit und Bedeutungsfülle
der Naturgestaltung, die wie eine Ahnung
Rottmanns erscheint.

Von den Eingewanderten akklimatisierte sich
am schnellsten Wilhelm von Kobell. Was seinem
Vater Ferdinand und seinem Onkel Franz Kobell,
den beiden Landschaftsmalern, versagt blieb:
das Einwachsen in das künstlerische Münchner-
tum seiner Zeit und die Entfaltung einer anregenden
Wirksamkeit als Lehrer, ward ihm zuteil
. Als Schlachtenmaler hat man ihn gelegentlich
der Berliner Jahrhundert-Ausstellung wieder
„entdeckt": im Schlachtensaal der Münchner
Residenz und in der Neuen Pinakothek war er
in dieser Eigenschaft von jeher zu erkennen
gewesen. In der Heinemann-Ausstellung tritt
W. v. Kobell hauptsächlich als Schöpfer reizvollster
Kleinwerke hervor; es fehlen auch die
Schlachtenbilder nicht, ebenso ist der Porträtmaler
ausgezeichnet vertreten: das Jünglingsbildnis
, den jungen Joseph Schilcher darstellend,
ist ein Romantikerporträt voll tiefer Empfindung.
Der Zahl der Werke nach am stattlichsten vertreten
, als universale künstlerische Persönlichkeit
weit ausgreifend und alle Stoffgebiete der
Malerei und Graphik in sein Schaffen einbeziehend
, wirkt Wilhelm v. Kobell als die überragende
Erscheinung der damaligen Münchner
Malerei auch im Rahmen dieser Ausstellung.

Wilhelm v. Kobells Schaffen reicht bis in die
1850er Jahre hinein. Da konnten neben ihm noch
Künstler auftreten, die zwar von ihm ausgegangen
waren, aber auch über ihn hinausstrebten
. Nur einer sei genannt: Peter Heß, dessen
große, hochformatige Chiemseelandschaft in der
eigenartigen Komposition des Landschaftsausschnittes
und der reichen Figuren- und Tierstaffage
des Vordergrundes zu den fesselndsten
Bildern der Ausstellung gehört. Wolf

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