http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0133
NYOIRIN, LEBENS GROSS (HOLZ)
BUDDHISTISCHE PLASTIK IN DEUTSCHER DARSTELLUNG
Im Juli 1913 traf ich in dem stillen Nara, der
ältesten Kaiserstadt Japans, unverhofft einen
jungen deutschen Kunstforscher, in japanische
Häuslichkeit eingewöhnt, in lehrreichem Verkehr
mit dortigen Kunstkennern und Handwerkern
, erfahrenen Kennern und kundigen Fälschern
. Aus ihren Gedanken und Empfindungen
heraus („Buddhas schaut man nicht
an, sondern betet man an", hatte ihm ein Japaner
gesagt), doch mit den Augen des deutschen
Gelehrten suchte er in die Welt ostasiatischer
Gestaltung einzudringen, in die geheimnisvollen
Götterbilder der buddhistischen
Tempel, die tieftonigen Bronzen, die geschnitzten
oder stuckbedeckten Holzfiguren, die altertümlichen
Lackskulpturen. Auf einem sonnigen
Ausfluge in die früheste erhaltene Tempelanlage
Japans, das abgelegene Horiudschi, ließ
der eindringliche Beobachter mich, den eiligen
Wanderer, an seinen Studien teilnehmen. Schon
hatte er dem Dämmerlichte der meist verschlossenen
Heiligtümer und Schreine auf großen
Lichtbildern Ansichten und Teilaufnahmen
ihrer Heiligen abgewonnen, unvergleichliche
Die Kunst für Alle. XXXVI.
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