Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 108
(PDF, 71 MB)
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HORYUJI, PAGODE TONSTATUETTE)

Dokumente und Grundlagen künftiger Untersuchungen
.

Doch nicht nur für den Dienst der Gelehrsamkeit
. Seine Arbeit ist „im Geiste der Forschung
wie im Geiste des modernen Lebens
entstanden; sie will im besten Sinne der Popularisierung
dienen", „der Bereicherung und
Beruhigung eigenen Lebens für die, deren inneres
Bedürfnis sich dem Geiste und der Schönheit
dieser Werke anschließt. Die Welt äußerer
Fremdheit, die zwischen heute und diesen
fern gelegenen Dingen liegt, zu lichten, ist die
Aufgabe freudiger Betrachtung". Deshalb sollten
die Ergebnisse auch denen vertraut werden,
die sich durch Beruf und Neigung vorwiegend
den Werken heutiger Kunstarbeit widmen, den
Lesern dieser Zeitschrift.

Karl With ist von Wien ausgegangen, aus
der anregenden Schule Strzygowskis, ein klarer
Kopf mit hellen Augen, warmem Herzen und
fester Hand. Er hat sich drüben eines der
sprödesten Probleme der Kunstgeschichte ausgesucht
, die Anfänge der Kunst in Japan. Von

jenen frühesten Bildwerken ist kaum ein Stück
nach Europa oder auch nur nach Amerika verhandelt
worden; der Staat hat sie rechtzeitig
unter Schutz genommen, meist an ihren ursprünglichen
Plätzen belassen und zeigt nur
wechselnd einzelne Proben in den Museen.
Weiteren Kreisen waren sie bis vor wenigen
Jahren nur durch gelegentliche Aufnahmen bekannt
; erst 1910 hat die Regierung eine Auswahl
in ein seltenes Lichtdruckwerk aufgenommen
. Fortan wird, wer diese starke, herbe
Kunst erfassen will, zu einem deutschen Buche
greifen müssen. Dr. With ist noch eben vor
Kriegsbeginn mitsamt seinem Schatz von Platten
heimgekehrt und danach in schweren Kriegsgefahren
unversehrt geblieben. Nun hat ein
durch Mut und Qualität bewährter Verlag zwei
schöne Bände mit dem eingehenden Text und
mit 270 trefflichen Netzätzungen nach des Verfassers
Aufnahmen gefüllt, einen eindrucksvollen
Beleg deutscher Tatkraft in schwerer Zeit*).

Diese älteste Kunst ist ganz und gar Tempelkunst
; für weltliche Plastik war in dem alten
Japan kein Platz. Aus den dämmerigen Hallen,
zwischen den buntbemalten Holzpfosten, unter
den breit ausladenden Dächern schimmern die
strengen Gestalten den draußen stehenden Andächtigen
entgegen; denn zum Inneren der
alten Tempel hat nur der Priester Zutritt. Es
sind die frühen, einfacheren Typen der buddhistischen
Götterwelt, der sitzende Buddha in
verschiedenen Abwandlungen, die ihm nahestehenden
Bodisattwas, vor allem die anmutige
Kwannon, auch Himmelswächter u. a., großenteils
mit dekorativem Beiwerk, reichverzierten
Heiligenscheinen und Thronen, bald lebensgroß,
bald noch darüber hinaus. Daneben aber als
Ausstrahlungen der Tempelplastik ähnliche Typen
auch als Kleinplastik aus Bronze oder Holz.

Der Buddhismus ist in Japan über China
im Jahre 552 nach Christus amtlich eingeführt
worden und mit ihm die ältesten Bildwerke,
namenlos, von chinesischer, koreanischer oder
einheimischer Hand. Sie stehen in den Landschaften
frühester Kultur, besonders der Provinz
Yamato, unfern dem etwas jüngeren Nara.
In den ersten hundert Jahren bis etwa 650,
die man nach einer Kaiserin die Suikozeit
zu benennen pflegt, hat sich die anfängliche
architektonisch gebundene Strenge langsam zu
weicherer Auffassung gemildert. Die folgende
Epoche, die Hakuhozeit, setzt den Weg zu
eindringlicherer Naturbeobachtung und weiblicher
Anmut fort. Von kubischen Massen zu
freieren Umrissen, von überirdischer Ruhe zu

*) Buddhistische Plastik in Japan bis in den Beginn des
8. Jahrhunderts n. Chr., herausgegeben von Karl With. Kunstverlag
von Anton Schroll & Co., G. m. b. H. in Wien. 2 Bände
(.Text- und Tafelband). 2. Auflage.

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