Freiburger historische Bestände - digital

Das große „Stilleben" Kokoschkas sagt in
dieser Hinsicht beinahe alles. Man muß es nur
als das ansehen, was es ist: als die österreichische
, die Wiener Wendung Cezannes.

Monumentalität ist die Sehnsucht fast aller.
In den graphischen Blättern Kokoschkas, bei Kolig
und Wiegele kündigt sie sich verheißend an.
Aber über diese unruhig wühlenden Anfänge
zur klaren und mächtigen Form gereift ist sie
vorderhand nur bei dem Bildhauer Anton Hanak,
dessen Werkgabe schon allein die „Kunstschau
1920" zu einem Ereignis erhoben hat.

Aus der reichen Darbietung der Bühnengestalter
trat zweierlei wesentlich hervor. Einmal
der stattliche Zuwachs von Beteiligten, die nunmehr
Alfred Rollers vielartige Nachfolge bilden
und die die Lust unserer Künstler am Ausstatten
und Fabulieren gleichermaßen bekunden.
Ferner der Entwurf Oskar Strnads für ein Theater
mit einer das ganze Haus umlaufenden Ringbühne
.

Der Rest war Kunsthandwerk, insbesondere
das der Wiener Werkstätte und hier wieder das
Dagobert Peches. Darüber soll demnächst in
diesen Blättern eingehender die Rede sein. Im
Zusammenhang mit der „Kunstschau 1920"

wollen wir uns an der folgenden Feststellung
genug sein lassen: In der „Kunstschau 1908"
war ein Silberschrank Czeschkas zu sehen, an
dem von vielen emsigen Händen durch volle
zweieinhalb Jahre gearbeitet worden war, — diesmal
gab es im Sonderraume Peches einen Papierbaum
mit Goldflitter, der über Nacht entstand
. Die „Kunstschau ig2o"hat auch auf diesem
Felde neben den Meisterstücken Josef Hoffmanns
ein bewegliches, vorwärts drängendes Bild geboten
, — aber die Krise in unserm Kunsthandwerk
hat sie nicht verleugnen können.

Max Eisler

Je mehr das gemalte Bild dem Beschauer überläßt,
sich hineinzudenken, um so einfacher, ich möchte sagen
lakonischer, darf seine Sprache sein. Beredt sind die
zerrissenen, eiligen Wolken, die über einer Heide
ziehen, wo eine Schlacht geschlagen worden ist. Wie
anders wirken sie in den Worten des Naturschilderers,
der sie beschreiben wollte, um sie in Beziehung zu
setzen zu dem Kampffelde darunter! Er würde sich
mit einer solchen Nebeneinanderstellung den Vorwurf
der durchsichtigen Absichtlichkeit verdienen, die verstimmt
. Friedrich Ratzel

Il8