http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0156
PAUL
NEUENBORN
SCHWEINE
(ZEICHNUNG)
Ausstellung im Jahre 1908, hatte er Gelegenheit,
seine Kräfte in rein raumschmückendem Sinne
im Rahmen eines architektonischen Ganzen zu
üben. Er schuf für den Saal des Architekten
Härtlein eine Reihe von farbigen Supraporten,
eine prächtige Eisbärengruppe und die hier abgebildeten
martialischen Seelöwen vor dem
buntwimmelnden Hintergrunde von Möven und
Pinguinen. In diesen Arbeiten erwies es sich,
daß er sehr wohl imstande gewesen wäre, auch
solchen Aufgaben mehr angewandter Kunst,
wo er sich unter architektonische Gesetze zu
beugen hatte, gerecht zu werden. Sein frühzeitiger
Tod im Jahre 1913 machte allen weiteren
Plänen und Hoffnungen ein jähes Ende.
Sicher war Paul Neuenborn vorwiegend ein
Spezialist für ein nur enges Gebiet der Darstellung
. Aber er war es nicht in jenem üblen
Sinne, wo der Erfolg den Künstler zum Sklaven
des Publikums macht und schließlich zum geschickten
Handwerker herabwürdigt. Er war
Spezialist aus einer vielleicht etwas verschrobenen
, jedenfalls aber echten, aus Herz und Gemüt
immer neu erwachsenden Vorliebe für seine absonderlichen
Modelle. Er hat die Grenzen unseres
Schauens und Genießens zweifellos erweitert,
indem er sah und in künstlerischer Umsetzung
uns zeigte, was bis dahin niemand in dieser
Weise gesehen und beachtet hatte. Er war ein
Eigener, und darum gebührt ihm mehr wie
vielen anderen ein Platz in der Geschichte der
modernen Kunst. G. Howe
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