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FRITZ RHEIN
Nationalgalerie, Berlin
MIDDELBURG
FRITZ RHEIN
Wie immer man im einzelnen die Leistungen
der deutschen Malerei des ig. Jahrhunderts
beurteilen mag, darüber besteht heute
kein Zweifel mehr, daß das letzte Drittel
für sie eine Zeit höchster Blüte gewesen ist.
Ja, man muß bis auf Dürer und Holbein zurückgehen
, will man eine Epoche nachweisen,
mit deren Kunst die Leistung des genannten
Zeitraums verglichen werden kann. Wir begnügen
uns hier damit, den Tatbestand festzustellen
, ohne den Ursachen nachzugehen, die
zu jener glänzenden Offenbarung des in unserem
Volke schlummernden künstlerischen Genius
geführt haben.
Naturalismus und Romantik sind die beiden
Pole, zwischen denen sich das deutsche Kunstschaffen
bewegt. Die jeweils führende Richtung
in der Malerei nähert sich bald dem einen, bald
dem andern Pol, die Tätigkeit der Maler bringt
aber auf beiden Wegen Leistungen von Ewigkeitswert
hervor. Innerhalb der angedeuteten Grenzen
treten Persönlichkeiten auf, in denen sich Eigentümlichkeiten
bestimmter deutscher Stämme und
Landschaften offenbaren; neben und über Männern
dieses Schlages stehen Künstler von rein
individueller Art. Zwar erfährt die deutsche
Malerei seit den achtziger Jahren eine starke
Beeinflussung von außen, hauptsächlich von
Frankreich, aber es ist nicht zu verkennen, daß
die Einflüsse selbständig verarbeitet werden;
nur kleine Geister bleiben in der Nachahmung
stecken. Auf dem Boden moderner Städte entsteht
neues künstlerisches Leben, allenthalben
bilden sich Sezessionen, die den Kampf gegen
veraltete Begriffe und Formen aufnehmen. Die
Akademien haben einen schweren Stand und
behaupten sich eigentlich nur, weil sie sich
den neuen Richtungen anpassen. In den Kampf
der Alten und Jungen greift eine geschulte
Kritik ein. Der Kunsthandel dehnt das Feld
seiner Tätigkeit nach der ideellen wie der materiellen
Seite hin aus; durch Anregung, die er
vermittelt, wird er zu einem wesentlichen Faktor
der Erziehung für Künstler und Publikum. Dem
gesteigerten Interesse an allem, was Malerei
heißt, kommt eine Unterweisung der breiten
Die Kunst fUr Alle. XXXVI.
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