Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 221
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HANS THOMA

BACCHUSZUG (ENTWURF ZU EINEM WANDGEMÄLDE (1880)

streng durchdachten Darstellungen. Man merkt
jedem Blatt nicht so sehr seinen Bildzweck, als
vielmehr die Lust an seiner Gestaltung und die
Liebe an, mit der das farbige Wunder auf das
farblose Weiß gezaubert ist.

Thomas Aquarelltechnik hat von früh an mit
nebeneinandergesetzten reinen Farben gearbeitet,
bei denen die Lichter auf dem Papier weiß ausgespart
waren. In der Weiterentwicklung seiner
Aquarellmalerei ist seine Technik immer einfacher
und unmittelbarer, seine Bildwirkung
immer leuchtender und farbiger geworden, ohne
daß sie an Innerlichkeit und Beseeltheit etwas
aufgegeben hätte. Nur der geborene Maler und
Kolorist kann eine solche technische und künstlerische
Meisterschaft im Farbigen aus sich
heraus schaffen. Seine Aquarellkunst ist eine
fast spielerische Offenbarung einer elementaren
Künstlerschaft, die, durchwärmt von tiefem
Gemütsleben, die innere und äußere Vorstellungswelt
zu lauterer Poesie verklärt. In all den
Zeiten der feindseligen Atelierstreitigkeiten und
heftigen Kämpfe um Sinn und Bedeutung der
Kunstschlagwörter ist Thoma unbeirrt und ungereizt
seines Weges gegangen. Von j edem Selbstzweck
frei, hat er herb, keusch und gelassen
sein Werk gestaltet und seine reiche Welt in
die Kunst gerettet. Diese Gelassenheit, diese

Unbekümmertheit um die Kämpfe der Tagesmeinungen
gibt seinen Aquarellen insbesondere
den hellen, freien, gemütvollen Ton. Sie sind
Äußerungen glücklicher Stunden, starker, unmittelbarer
Erlebnisse, Gelegenheitsgedichte in
Farbe im besten Sinne des Wortes.

Diese Unmittelbarkeit des Erlebens und des
Schaffens ergibt sich sofort aus der Betrachtung
der in gewissen Zeitabschnitten entstandenen
Bildinhalte. So haben wir in den Anfangsjahren
besonders heimatliche Stoffe, Volksvorstellungen,
Landschaften vom Schwarzwald und vom Oberrhein
, Familienszenen, Hexentänze und Bildnisse
. In das Jahr der ersten Bayreuther Festspiele
fallen, wohl auch angeregt durch den
Verkehr im Freundeskreis, Darstellungen aus
der Nibelungensage (Alberich, Wotan, Walküre),
sowie Landschaften aus der Maingegend, in der
sich der jungverheiratete Meister angesiedelt
hatte (1876). Die Jahre 1874 und 1880 mit ihren
Italienfahrten lassen die italienische Landschaft
und ihr Volksleben in den Vordergrund treten.

Die achtziger Jahre bringen im Anschluß an
die damals ausgeführten Malereien für die Raven-
steinschen Häuser zahlreiche antikische Stoffe,
Bacchus- und Gambrinuszüge, Nymphen und
Faune. In den neunziger Jahren entwickelt
Thoma das romantische Element, Christliches,

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