http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0269
C. EBBINGHAUS
KUNSTREITERIN
(KLEINBRONZE
)
DIE TRAGIK DER ZEIT
Theorien zerschellen, Axiome zersplittern, eins
nur stehtfest wiezuallenZeiten : ignorabimus.
Die forschende Stirne will aber Geheimnisse lüften
, durch Vergleich der Dinge, von denen der
Schleier weggezogen, auch bei jenen, wo er nur
Wirkung sieht, nicht Ursache, auf den Kern
stoßen und Ausblick ins Land gewinnen, auf
dem der Nebel der Zukunft lastet.
Laut tönen die Stimmen der Gegenwart und
viele vernehmen den Ruf, Widerhall erweckend,
in ihren Herzen. Die Größe des Geschehens
zu fassen verbleibt nur dem, der sich einspinnt
in „seine Stadt des Hirns", der von den Begleiterscheinungen
unverwirrt zu abstrahieren versteht
und mit prophetischem Instinkt ahnt, was rationell
nicht zu beweisen. Kampf tobt im Land,
Streit um Anschauungen, Schlachten des Geistes.
Symptomatisch, daß dies auf jedem Gebiet
geschieht, daß überall die Axt an alle Stützen
gelegt wird und Sturmböcke gegen Zinnen laufen.
Nirgends aber zeigt sich das Ringen stärker als
auf dem Boden der Künste.
Frage ist vor allem wie unsere Epoche zu
formulieren wäre. Ende einer Periode, oder Anfang
einer neuen ? Stehen wir wirklich am Beginn
einer Umwälzung von einer Tiefe, die an
227
29*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0269