Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 228
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andern gemessen unerhört und inkommensurabel
erscheint, sind es nur Zuckungen und Krampf,
eine reine Reaktionserscheinung, auf die wieder
eine Periode der Harmonie folgt? Kann das
Gesetz der Welle, die Regel der Bewegung und
Gegenbewegung befriedigenden Aufschluß geben,
kann man die Ausdehnung der Bewegung abgrenzen
, Zeitmaße umreißen? Zusammenhänge
können vielleicht Aufschluß gewähren. Kunst
erscheint wieder als Manifestierung eines Zeitgeistes
, Ausdruck der Menschheit, Dokument
eines Zeitalters.

Historisch betrachtet, Anschauungsart, wie sie
am meisten dem deutschen Wesen entspricht,
sehen wir Epochen personifiziert durch einzelne
Charaktere, schließen von hervorragenden Gestalten
auf die Menge, deren Gesicht stets das
gleiche geblieben zu sein scheint. Alte Wahrheiten

dünken neu, historia docet. Die Kehrseite der
Medaille ist uns fremd geblieben.

Wir sehen Licht und vergessen des Schattens
, den uns der Geschichtsschreiber hinterzieht
, sehen Erhebung, die vielleicht nur vereinzelt
war und die Skepsis, die uns in der
Gegenwart beschleicht, beschattet uns mit ihren
Fittichen nicht, blättern wir in vergangnen Zeiten.

Umsturz geht vor. Bolschewismus eine Erscheinungsform
. Wir schauen in jeder Revolution
nur das volkswirtschaftliche und politische
Moment als wesentliche Manifestation und Wirkung
. Vernachlässigen, daß die Denker und
Dichter mitschuldig sind, Urheber waren, gewollt
oder ungewollt. Was der einzelne schafft
unbekümmert um Zweck, aus keiner anderen
Absicht geboren als aus innerer Nötigung, es
geht nicht verloren, ist Samenkorn und bringt

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