Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 235
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JOSEPH ANTON KOCH

LANDSCHAFT SERPENTARA BEI OLEVANO

JOSEPH ANTON KOCH

(1768-1839)

Joseph Anton Koch ist der Mann und Künstler
mit den zwei Vaterländern. Er ist Tiroler
und ist es mit ganzem Herzen. Er hat die Erhebung
seines Heimatlandes gegen die Fremdherrschaft
in einem eigenartig fesselnden, mächtig
anziehenden Bild gefeiert, und als Mensch
ist er in den nach außen gekehrten Zügen seines
Charakters sein Leben lang der derbschlächtige,
urwüchsige Tiroler, voll eines gesunden Humors
und von der unverwüstlichen Lebenskraft des
Gebirgsbauern geblieben, dazu mit der besonderen
Schattierung des Lechtalers, der unternehmenden
und wanderlustigen Schlages ist.
Aber zugleich ist er seiner Wahlheimat Rom,
wo er, mit kurzer Unterbrechung, von seinem
siebenundzwanzigsten Lebensjahr bis zu seinem
Tode lebte, mit ganzem Herzen hingegeben.
Er ist der Typus des deutschen Malers in Rom
in seiner genialen Menschlichkeit mit dem Einschlag
des Bohemetums, wie im Wesen seiner
Kunst, die ohne Rom und ohne die römische
Landschaft undenkbar ist. Indessen war ihm
Rom nicht Erfüllung, so wenig ihm Tirol Erfüllung
sein konnte. Unter seine Landschaften,

die eine Landschaft bei Olevano oder den Tiefblick
auf den Tiber oder eine wilde Gegend
aus dem Sabinergebirge zum Gegenstand haben,
schreibt er „Koch Tyrolese": er betont solchermaßen
, daß ein Maler aus Tirol diese Landschaften
der Campagna betrachtet und gestaltet.
Kochs Kunst ist umwittert von Sehnsucht nach
dem Norden, obwohl sie im Süden wurzelt. Das
Brausen scharfer Stürme durch die Alpentäler
vereinigt sich in ihr mit dem linden Kosen
der Zephire des Nemisees.

Die Heimat Joseph Anton Kochs ist das
tirolische obere Lechtal, das bei Reutte aus den
Bergen in die weiteren Gebreite mündet. Fünf
bis sechs Gehstunden hinter Reutte tut sich die
Enge des Flußtales, das sich bis dahin eintönig
durch kiesige Anschwemmungen zwängt, auseinander
, und es erscheint das eigentliche Lechtal
. Hier liegen in der grünen, weltfernen Flur
schöne, stattliche Dörfer mit ansehnlichen
schmucken Häusern in Blumengärten, man findet
Zeichen ausgiebigen Wohlstandes und heiterer
Lebensfreude. „Dies stammt daher —
sagt Ludwig Steub, der Geograph Tirols, —

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