Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 240
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JOSEPH ANTON KOCH

LANDSCHAFT

Koch war nun mehr als dreiundzwanzig Jahre
alt geworden und hatte in der Tat wenig Positives
an künstlerischen Leistungen aufzuweisen.
Das gezeichnete Tagebuch einer Ferienreise
aus dem Jahre 1791 ist uns in zwei Varianten
(im Stuttgarter Kupferstichkabinett und in Repliken
im Innsbrucker Ferdinandeum) erhalten.
Es sind Federzeichnungen, teilweise mit Aquarellfarben
gehöht, minutiös ausgeführt und alles
in den Kreis der Darstellung einbeziehend:
Landschaften, Trachtenbilder, Porträtskizzen,
Genrestückchen, Karikaturen. Die Landschaften,
obwohl ein bißchen ängstlich am Tatsächlichen
hängend, sind nicht ohne Größe der Anschauung
und Auffassung, sie sind der beste Teil dieser
Jugendarbeit, der natürlich in erster Linie biographisches
und individuell-entwicklungsgeschichtliches
Interesse zukommt; immerhin zeigt
sich bereits ein deutlicher Kunstwille, der Kochs
späteren Leistungen nicht zuwiderläuft, sondern
mit logischer Konsequenz zu ihnen hinleitet.

In Straßburg hatte Koch politische Erlebnisse
von aufreizender Aktualität. Er geriet durch
seinen Hauswirt, den Journalisten Delavaulx,
in die Kreise der Jakobiner, machte Versammlungen
mit und predigte selbst das Evangelium
einer eingebildeten, aufgeregten Freiheit.

Trotzdem scheint er sich in Straßburg nicht
sonderlich gefallen zu haben; auf jeden Fall
ging er 1792 nach Basel, blieb dort aber auch
nur ein Jahr, da er, jakobinischer Neigungen verdächtig
, 1793 ausgewiesen wurde. Nun begann ein
ziemlich zielloses Wandern durch die Schweiz:
fast möchte einem scheinen, die alte Lechtaler
Wanderlust, die andern Söhnen Tirols nicht
eigen ist und der herkömmlichen Seßhaftigkeit
eines Bergbauernvolkes zuwiderläuft, habe ihn
überfallen. Allerdings sprachen auch die politischen
Verhältnisse mit, denn den des Jakobiner-
tums geziehenen Mann sah man überall scheelen
Blickes an. Bern, Biel, Neuchätel, die Berner
Alpen, wo er mit Hirten und Herden zusammenwohnte
, waren die nächsten Stationen seines
Lebensweges. Eine Anzahl Zeichnungen und
Aquarelle sind aus diesen Jahren erhalten; an
sich nicht eben bedeutend, sind sie doch entwicklungsgeschichtlich
wichtig — ausschlaggebender
indessen sind die Eindrücke, mit denen
sich Koch vollsog und in sich bewegte. Ein
Bild wie „Berner Oberland", gemalt 1817, das
das Ferdinandeum besitzt, oder der „Schmadri-
bach-Wasserfall" (1811, Städtisches Museum in
Leipzig), wären ungemalt geblieben ohne Kochs
schweizerische Wanderjahre.

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