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deutscher Künstler war, die schon eine beträchtliche
Spanne Zeit vor dem Einzug der Nazarener
in Rom lebten und arbeiteten. Mechau, Roos,
Weinbrenner, Hummel, v. Rhoden, Gmelin sind
die bekannteren Namen; später trat Thorwald-
sen hinzu. An ihn schloß sich Koch besonders
herzlich an. Die Freundschaft führte zu einer
Art Lebensgemeinschaft. In der Via Feiice bezogen
sie eine gemeinsame Wohnung. Sonst ist als
Freund dieser römischen Frühzeit noch Eberhard
Wächter hervorzuheben. 1810 kamen dann
die relegierten jungenWiener Akademiker.Wegen
„Widerspenstigkeit" hatte man sie fortgeschickt.
Sie nisteten sich in Rom in dem von den irischen
Barfüßermönchen verlassenen Kloster S.
Isidoro auf Monte Pincio ein : Overbeck, Pforr,
L.Vogel und Hottinger, denen sichbaldanderean-
schlossen, allen voran Cornelius, denen die beiden
Veit, die beiden Schadow, Julius Schnorr von Ca-
rolsfeld, Friedrich Olivier, Heinrich Heß folgten.
Die Atmosphäre war mit Ingenium geladen.
Und Koch mitten in dieser Schar, angeregt
und anregend, zu selbständigem, nun von allen
Hemmungen unbeherrschter Technik befreitem
Schaffen bereit. Die Bilder in der Casa Bar-
toldi entstanden, eines poetisch-philosophischen
Deutschtums voll. Joseph Anton Koch, von
Carstens in seinen römischen Anfängen nachdrücklich
für eine Richtung geworben und gewonnen
, die dem, was Cornelius später erfüllte,
mit gleicher Notwendigkeit vorausgehen mußte
wie der Frühling dem Sommer, stand dieser besitzergreifenden
Schöpfung gewiß nicht ablehnend
gegenüber. Aber seine menschliche und künstlerische
Art unterschied sich doch gründlich
von der der Nazarener. Seine künstlerischen
Absichten gingen anderswohin. Die Landschaft
war das letzte und höchste, was sein Künstler-
tum umschlang und hielt. Daran läßt sich trotz
der Figurenbilder, deren es zahlreiche von ihm
gibt, und trotz der Dante-Illustrationen, trotz
der durch 40 Jahre sich hinziehenden Beschäftigung
mit den Motiven der „Göttlichen Komödie
", trotz der Ossianbilder und Oberon-
zeichnungen, nicht zweifeln.
Alle ganz klaren, sein eigenes Wesen am
stärksten kennzeichnenden Dokumente seines
Künstlertums sind aus der Landschaft erwachsen
: das Tiroler Naturkind, der Hirtenbub aus
dem Krabachtal verleugnet sich nicht.
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