http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0313
H. A. BÜHLER AUS DER RADIERFOLGE „NACHTIGALLENLIED"
NEUES VON H. A. BÜHLER
Im Februarheft 1914 ist in dieser Zeitschrift mit
reichem Abbildungsmaterial erstmals auf H.
A. Bühler hingewiesen worden. Wenn wir heute
wieder auf diesen eigenartigen, rassigen Künstler
aus dem deutschen Südwesten zurückkommen,
so hat dies zwei Gründe: einmal die am Schlüsse
jenes Aufsatzes angedeutete Entwicklung und
Erweiterung des Werkes, die sich einerseits als
Monumentalisierung der Bildidee ebensogut
ansprechen ließe, wie sie andererseits als poeti-
sierendes und symbolisches Schaffen sich in
Malerei und Graphik auswirkt. Dann aber
auch die Wandlung und Vertiefung seiner Kunst
nach der koloristischen und griffelkünstlerischen
Seite hin, die Bühler unter den Ungeheuern
Erlebnissen der letzten fünf Jahre immer näher
an die Urmeister der deutschen Kunst, an den
heimatnahen Grünewald und an den apokalyptischen
Dürer, heranrücken lassen.
Die Kunst für Alle XXXVI. -
Schon dieses Doppelpaar neuer Beziehungen
zur Kunst unserer Zeit, die, von fremder Art
und welschem Tand sich loslösend, wieder auf
die alteingeborenen künstlerischen Rassemerkmale
sich zu besinnen beginnt, würden eine
Neubetrachtung Bühlers im auf- und abebbenden
Strudel der malerischen „Richtungen"
des Tages und der Stunde rechtfertigen. Im
Vergleich zur Zeitrichtung haben die Werke
Bühlers etwas Deutschtrotziges, eine bewußte
Kühnheit, gegen den Strom zu schwimmen,
der das Kosmische und Übersinnliche am Kunstwerk
, die räumlichen und die geistigen Werte
aus dem Kunstwerk ausfiltern will. Es ist so,
wie Bühlers Kunstmeister und Landsmann,
Hans Thoma, der in allen Wirbeln des Lebens
allzeit Geruhige und Gelassene, zur Eröffnung
der vorjährigen Baden-Badener Ausstellung
schreibt:
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