http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_43_1921/0332
ROBERT ENGELS
SCHAUSTELLUNG
Inhalt aus sich heraus klingt: musikalische
Kunst. Eine Kunst, in welcher die Fülle und
Weite der Natur wogt, die in einem Windrauschen
, in einem klingenden Umriß des Gebirges
, einer Wolke oder einer Blume zahllose
Inhalte ausspricht, unerschöpfliche Märchen.
Ist es ein Zufall, daß sich Engels Graphik
zu ihrer Höhe zum guten Teil aus dem Märchen
entwickelt hat? Ich erinnere an die nun schon
lange zurückliegenden Tristanbilder, denen dann
als erstes großes Werk (1917/18) die Zeichnungen
zu meinem Märchen „Hans der Räuber
und Margret die Zauberin" und 191g die Bilder
zu meinem „Himmelküster" folgten. Ebenso
blieb der Künstler in seiner Oberoninszenierung
für die Münchner Festspiele (1920) im Märchen
: die Verwandtschaft der Kunst von Engels
mit der Seele des Märchens ist eben zu tief
und zu sehr in dem beiderseitigen Wesen begründet
, um nicht für das graphische Werk
des Künstlers von fast bestimmender Bedeutung
zu sein. Und gerade an der Form des
Märchens wird die zeichnerische Form von
Engels Werk wundervoll klar. Was ist im
Märchen der Gegenstand? Nichts als das Notensystem
, in welches die dunkle, gestaltenreiche
, alleswissende Musik der Welt gebannt
wird; in dem die klingende Fülle der Träume,
die in den Dingen schlafen, erlöst wird. Doch
kommt man dieser Kunst keineswegs näher
durch ein poetisierendes Ausdeuten und Hineindeuten
des Märcheninhaltes und der Märchenstimmung
. Dieses rein kindliche Genießen
führt nicht über die Gegenständlichkeit hinweg
, sondern nur in sie hinein. Man muß dieses
Märchenhafte eben als reine Kunstform an-
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