Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 294
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KÄTHE KOLLWITZ

KOPF EINES TOTEN. ZEICHNUNG

Gleichklang bindet, tritt uns entgegen und versucht
, dunkle Schicksalstöne ins menschliche
Dasein dumpf hineinklingen zu lassen. Ihm
liegt nicht die freie spielende Rankenlinie Großmanns
oder Unolds, er baut im Stil Hans von
Marees Menschen im Raum. Bei weitem weniger
persönlich ist die Illustrationskunst Klaus
Richters. Er ist ein kluger Eklektiker, der
oft gesehene, leicht faßbare romantische Stimmungen
schnell ergreift und mit anmutig
spielender Nadel, die einen farbigen Reichtum
geschmackvoll zusammenträgt, seine Paraphrasen
vorbringt. Nicht so ausgeglichen und
schwerer in der Veranlagung und im Wollen
ist Erich Büttner, dessen Formenskala vor einem
müden Gleichmaß sich hüten muß.

Die Lithographie bietet nicht so viel interessante
neue Vertreter. Ihre leichtere Anpassung
an den Satzspiegel und ihre größere Kürze
im Ausdruck macht sie zu der beliebtesten Illustrationstechnik
. So hat sie der Meister der modernen
Illustration, Slevogt, ein gutes Jahrzehnt
gehandhabt. Seine Fabulierlust steht in
einem Märchenzyklus, der hier in Federzeichnungen
zu sehen ist, auf freiester, beherrschender
Höhe. Mit sechs bis sieben Einfällen füllt

sich das Blatt. Die Einfälle, umrankt von Vege-
tabilien, Ornamenten, Arabesken und Grotesken
wuchern wie doldenförmige Blütenanordnungen
auf dem Blatt. So stark seine Handschrift geworden
ist, sie ist frisch geblieben, da sie immer
neuen Gedankenblitzen, Phantasielaunen nacheilt
, die jede in einem individuellen Gewand
auftreten und erfaßt sein wollen. Scheu-
richs lithographische Illustrationen, die ihre
leicht schwüle Rokokoatmosphäre in weiche,
fließende Flächen einlullt, könnten etwas von
dem Witz und der Intelligenz gebrauchen, mit
denen er als Porzellanmodelleur seine Figuren
für die Manufaktur in Berlin so interessant zu
machen weiß.

Auf dem Gebiete der Zeichnung, welche die
moderne Kunst immer stärker als Loslösung
von der Unterlage zur Malerei und wie eine
selbständige Formensprache empfindet — man
könnte sie die vierte graphische Technik nennen
— sind besonders schöne Beispiele, auch
farbig, von Liebermann und Corinth zu sehen.
Einige ältere Aquarelle von Liebermann, wie
die Frau auf dem Sofa, sind bestes Erbe von
Menzel, befreit von der geheimnistuerischen
Fülle der bohrenden Beobachtung und einge-

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