Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 313
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PAUL WEHRLE-TRIBERG

MONDNACHT

EIN NEUER SCHWARZWALDMALER

Wehrle-Triberg gehört durch Abstammung
und Geburt dem Schwarzwald an. In der
Kunst aller Zeiten und Völker hat es immer
Örtlichkeiten gegeben, die dem Entstehen, Gedeihen
und Sichauswirken des genius loci günstig
und der Hervorbringung einer eigenartigen
, bodenständigen Kunst förderlich gewesen
sind. Seit etwa 100 Jahren sind die landschaftlich
und völkisch eigenartigen Gegenden des
Schwarzwaldes in die Kunst eingetreten. Eine
stolze Reihe von allgemein bekannt und geschätzt
gewordenen bildenden Künstlern stammt
aus seinen romantischen Tälern, seinen licht-
überflossenen Höhen, aus seinem noch natürlich
gebliebenen, von den zersetzenden Einflüssen
der Überkultur noch freien, mit der
Natur noch in innigem Zusammenhang gebliebenen
Volkstum. Der „Wälder", wie kein anderer
Volksteil, ist von Natur aus in gewissem
Sinn ein Eigenbrötler. Die in großen Gemeinwesen
nicht mögliche, auf weite Flächen hin

punktartige Siedlungsweise, die durch den ertragskargen
Kulturboden bedingt ist, die Erschwerung
des Verkehrs durch die tiefen Taleinschnitte
, die jähen Berghänge, die weiten Moorflächen
, die kurzen Sommerzeiten und die langen,
schneeschweren Winter begünstigen weder das
Zusammenleben, noch das Zusammenkommen
der Leute, weder das Austauschen, noch das
Ausgleichen ihrer Anschauungen und Denkweisen
. Hier ist keine Herdenkultur, sondern
nur Eigenkultur möglich. Jedes kleine Gemeinwesen
, ja, jeder Hof und jede Familie entwickelt
und züchtet besonderes Leben, Eigenart, Charakter
, die von der üblichen der Gattung abweichen
und oft überraschend gegensätzlich wirken.

So ist es auch mit Wehrle-Triberg der Fall.
Als Abkömmling einer im Schwarzwald alteingesessenen
, solid begüterten Familie hat er eine
über das übliche hinausgehende geistige Ausbildung
genossen, die er auf Reisen nach Südfrankreich
, Italien, England und Holland be-

Dle Kunst für Alle. XXXVI.

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