Freiburger historische Bestände - digital

PAUL WEHRLE-TRIBERG

AM WINTERBACH

schonliche Behandlung nicht im mindesten Schaden
leiden. Durch äußerst sorgfältige und zweckmäßige
Rahmung unter Glas werden die Pigmente
auch gegenüber Staub- und Feuchtigkeitseinflüssen
widerstandsfähig gemacht.

Aber über diese technischen Vorbedingungen
weit hinausgehend ist das Bildinhaltliche der
Wehrleschen Kunst. Nichts kann die hohe
Wertigkeit seines Schaffens so entscheidend bestätigen
, als die altbewährte Regel, daß sich
der Meister in der Beschränkung zeige. In
einer verhältnismäßig knappen Skala von Ausdrucksformen
entfaltet er eine ungeheure Fülle
und weite Spannung von beseelten Landschaftsformen
und Stimmungswerten. Auf den in klarer
Melodie entwickelten farbigen Widerklängen der
Tages- und Jahreszeiten, aus den ins Traum-
reich gehobenen Gesichten seiner von der Heimatumwelt
unterströmten Raum- und Formanschauungen
baut Wehrle die Symphonien seiner farbigen
Tafeln auf : Leben aus der Materie im
Schmelztiegel seiner gestaltenden Inbrunst. Diese
Landschaften sind gewiß nur in der topographischen
Umgebung des Künstlers beheimatet. Sie
sind Form, aber noch mehr Geist und Seele
des Schwarzwaldes. So weltenweit sie von bloßen

Naturaufnahmen entfernt sind, so könnten sie
doch nur in Wehries Waldheimat und Bergland
entstanden sein. Es sind Neuschöpfungen
dieser Welt. Die immer neuartigen und verschieden
gestalteten Winterphänomene, ein für
den Hochschwarzwald besonders bedeutsames
Thema, die reichliche Auswertung der Mondscheinnächte
, die rotgoldenen Sonnenaufgänge,
die über die nebelbleichen Talschrunden und die
dunkelschweigenden Bergkuppen heranglänzen,
die blauen Abendschatten, die aus den schon
kühlen Fernen und Tiefen zu den lodernden
Bränden der Sonnenuntergänge aufsteigen, das
volle Tages- und Sonnenlicht, das über die
Höhen flutet und alles in seinen grünen Goldglanz
hüllt, die fahlen Lenze, in die noch die
letzten Schneeplatten flimmern, und die braunen
Herbste, die ihren weichen Samt über die Hänge
breiten: das etwa ist das malerische Reich, das
Wehrle einstweilen verwaltet und beherrscht.
Aber schon kündet sich mit untrüglichen Vorzeichen
Weiteres an. In den zurzeit noch topographisch
bedingten und unterströmten Werken
sind schon Andeutungen einer noch mehr nur
aus dem innern Schauen quellenden Landschaftskunst
enthalten. Traumlandschaften besonderer

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