Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 342
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THEODOR GEORGII

BÜSTE ADOLF WOLF (BRONZE)

scheinlichkeit. Dieses war im Entwurf gelöst
und bedacht, jetzt spricht nur künstlerische
Gestaltung in voller Leidenschaft. So wird das
Werk entwickelt. Nie wird die Vorstellung gekränkt
, nie der Zauber der Erscheinungseinheit
gestört durch unsachliches Interesse für eine
Form, durch Ausführung eines Teiles ohne Rücksicht
auf das Ganze. Und im beständigen Steigern
des Ganzen vollendet sich ungewollt das
Einzelne. So entsteht die Form, die skizzenhaften
Reiz bis zur vollen Durchbildung behält.

Wie muß Michelangelo empfunden haben,
der, erfüllt von seiner reichen künstlerischen Welt,
übermenschliches Können mit übermenschlicher
Leidenschaft verbunden hat.

Dieser Entwicklung sei zunächst eine Beschreibung
des allgemein üblichen Verfahrens
bei Herstellung einer Steinplastik gegenübergestellt
.

Der Bildhauer macht ein Tonmodell, welches
in Gips gegossen und in einer Steinbildhauerwerkstatt
in Stein übertragen wird. Rein mechanisch
werden Punkte der Modelloberfläche
im Steinblock gesucht und durch Zusammenziehen
dieser Punkte zu Flächen, Kanten und
Linien die Form des Modells gefunden. Doch
nur äußerlich und scheinbar, denn der intuitive
Zusammenhang der Form, ihre Bewegung, ihre
Oberfläche, kurz, fast alles was in der Freude
des Schaffens entstand, ist verloren gegangen.
All das kann nur neu geschaffen werden und
läßt sich durch keine noch so genaue Kopie
ersetzen. Gibt es doch schon in der Malerei
keine dem Original vollkommen gleiche Kopie,
obwohl es sich hier nur darum handelt, sie
auf gleichem Grund mit den gleichen Mitteln
herzustellen.

Wohl gibt es vortreffliche Kopien, wenn ein
tüchtiger Meister ein Bild kopiert und etwas
Gleichwertiges oder gar Besseres als dieses geschaffen
hat. Aber nicht ein vollkommen
Gleiches, nur ein gleichwertiges Neues, neu
Erlebtes. — Wie kann man eine solche Leistung
vom Steinbildhauer erwarten, der kein Künstler
ist und dessen Aufgabe noch schwieriger da-

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