Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 43. Band.1921
Seite: 343
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THEODOR GEORGII

BÜSTE C. P. MUFFAT (HOLZ)

durch wird, daß er die Kopie in anderem
Material ausführen muß. Und Farbe und Transparenz
eines Materials sind untrennbar mit
der Wirkung der Form verbunden.

Glücklicherweise wird nicht alle Steinplastik
ganz dem Handwerker überlassen, sondern der
Künstler übernimmt selbst die letzte Ausführung,
wenn die Formen seines Werkes zwar angelegt
sind, die Punkte jedoch noch etwas vertieft
im Stein liegen.

Aber welche Qual für ihn, die Arbeit daran
zu beginnen! Der Stein ist sein Werk in unerfreulicher
Form: alles ist da, aber alles
anders, roh, zusammenhanglos. Jeder Teil, den
er auszuführen beginnt, steht neben anderen,
die falsch sind, kann also, selbst wenn er an
sich und für das fertige Werk richtig wäre,
nie richtig in der falschen Umgebung wirken.
Und so bildet die Ausführung eines punktierten
Steines für den feinsinnigen Künstler eine beständige
Qual, ein beständiges Kompromißmachen
, bis das Ganze in Zusammenhang gebracht
ist. Erst jetzt kann er noch etwas erreichen
, das bei gleich lebendiger Form schon
allein durch den Reiz des echten Materials und
dessen Behandlung dem Modell überlegen ist.

Wurden im Stein nur die großen Massen angelegt
, so erreicht der Künstler rascher, nach geringerer
Mühe, ein harmonisches Stadium und wird
jetzt, vom Modell abweichend, ein Werk schaffen,
das mehr dem Material, seiner Farbe und Beschaffenheit
entspricht. Immerhin bleibt der
Nachteil, daß er noch an ein Vorbild gebunden
ist, welches in anderem Material entstanden
und auf dessen Wirkung gestimmt war.

Diese Spannung oder Hemmung wird vollkommen
vermieden bei der freien Steinarbeit.

Welche Voraussetzungen ermöglichen diese
reinste Form künstlerischen Schaffens?

Das wichtigste ist, eine klare Vorstellung
des Werkes. Nicht eine Vorstellung, die nur
während der Betrachtung eines zufällig entstandenen
Entwurfes sich einfindet. Wie sie
entstanden ist, ob durch eine Vision oder eine
beobachtete Situation, ist ganz gleich. Sie muß
aber da sein, nicht mehr gebunden an einen

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