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hunderts, wie auch die schönen Lackkommoden
im Schlafzimmer. Sie sind ursprünglich nicht
in den Reichen Zimmern gestanden, fügen sich
aber dem Gesamtbild vollständig ein. Die hohe
Qualität der künstlerischen Leistung an sich,
ohne Rücksicht auf die zeitlichen Unterschiede
des Stiles bildet das bindende Element. Darum
scheinen auch die Girandolen, die Armleuchter,
die Kamingarnituren mit dem chinesischen Porzellan
in ausgezeichneter, französischer Bronze-
montierung wie ursprünglich für die Reichen
Zimmer gefertigt zu sein. Auch unter diesen
Nippsachen und Vasen sind Kunstwerke von
hohem Range.
Von den Gemälden sind hervorzuheben: der
Kurfürst Max Joseph III. von Desmarees im
Empfangssaal und die beiden großfigurigen,
barocken Werke von Abraham Janssens, „Äneas
wird von Venus in den Olymp aufgenommen"
sowie „Polyphem erschlägt den Acis", die schon
im 18. Jahrhundert im Thronsaal hingen und
deshalb neuerdings wieder aufgehängt wurden.
Die wichtigsten Bilder der Grünen Galerie, in
der Originale von Rubens, Veronese, Snyders,
Aart de Gelder, Jan Lys, Roland Savery und
anderen sich befinden, verzeichnet der kleine
Führer.
DIE KURFÜRSTENZIMMER
Nun ist es eine bekannte Tatsache, daß
Wohnräume, in denen das Stilgefühl der Zeit
am besten ausgeprägt erscheint, die den Zeitgeschmack
gleichsam auf der Schneide balan-
zieren, am raschesten veralten. Die Reichen
Zimmer waren für den Kurfürsten Karl Albert
bestimmt. Kaiserliche Zimmer wurden sie im
18. Jahrhundert genannt. Karl Alberts Nachfolger
, der bürgerlich einfache Max III. Joseph,
konnte sich in diesen Prunkräumen nicht mehr
heimisch fühlen. Er ließ sich durch seinen Oberbaumeister
Johann Gunetsrhainer von Okt. 1746
bis Juli 1748 eine eigene Flucht von Wohnräumen
herrichten, die sogenannten Kurfürstenzimmer.
Gunetsrhainer, der unter Effner und Cuvillies im
Hofbauamt als Zeichner gedient hatte, der auch
als selbständiger Architekt in kirchlichen Bauten
RESIDENZ-MUSEUM, MÜNCHEN □ KURFÜRSTENZIMMER: KOMMODE IM SCHLAFZIMMER (s. Abb. S. 11)
Phot. Folkwang-Verlag, Hagen i. W.
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