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MAURITIUS PFEIFFER-MÜNCHEN
PUTTEN
MAURITIUS PFEIFFER ALS PORZELLANPLASTIKER
Nach einer langen Stagnationsepoche beginnt
man nun seit kaum zwei Jahrzehnten allmählich
auch in Deutschland wieder, gute und
ausdrucksvolle Porzellanplastiken neu zu schaffen
. Vor der strengen Würde des zeichnerischen
Klassizismus, vor dem wuchtigen Fortissimo
der Renaissanceepigonen hatte jene zarte und
sensible Kunst instinktiv ihre Fühler eingezogen
, und auch der Impressionismus gab, abgesehen
von der Wiedererweckung des Sinnes
für ostasiatische Kunst, wenig Anregungen.
Erst im Zeichen der neuen Stilbewegung unserer
Tage boten sich der Porzellanplastik neue Entwicklungsmöglichkeiten
. Die Freude der dem
Zweckformideal ausweichenden Gruppe unter
den Innenarchitekten an lebhafter, reicher, dabei
kapriziöser und eleganter Wirkung tat ein übriges
für die Wiederbelebung eines seit langem zur
Unproduktivität verurteilten Kunstzweigs, dem
nun letzten Endes noch in gewissem Sinne die
Not unserer wirtschaftlichen Lage günstig ward,
indem sie, die Verwendung kostbaren Materials
erschwerend, zur Erzeugung mechanisch reproduzierbarer
, dabei hochqualifizierter und
exportfähiger Gegenstände anlockte.
All das würde freilich wenig fruchten, besäßen
wir nicht in unseren jüngeren Künstlern
Männer von einer derart vielseitigen und beweglichen
Materialgerechtigkeit, wie sie seit den
Tagen der „Renaissancemenschen" kaum mehr
erreicht worden ist.
Einer dieser vielseitigen Künstler, die es
zuwege bringen, innerhalb einer kurzen Spanne
Zeit preisgekrönte Entwürfe für monumentalste
Brückenfiguren und daneben höchst reizvolle
Modelle für Porzellanfiguren kleinen Formats
fertigzustellen, ist der bayerische Bildhauer
Mauritius Pfeiffer. Daß er durchaus großplastisch
zu konzipieren vermag, zeigte schon
sein Otto von Wittelsbach vor dem Münchner
Armeemuseum, zeigte in höherem Grade noch
das schöne Kriegerdenkmal für Kaufbeuren,
zeigten auch nach dem Kriege, in dessen Verlauf
der Künstler seine Tüchtigkeit freilich bloß nach
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