Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 26
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MAURITIUS PFEIFFER-MÜNCHEN

alten gefälligen Linien, so umspielt sie eine Art
von überlegener Weltironie, und, wo noch liebevolle
Ausführung der Zierdetails begegnet, da
sieht man nicht mehr die naturalistischen Spitzenvolants
der Rokokofigürchen, sondern Schmuckwerk
im Sinne jenes dekorativen, ironisch-spie-
lenden Märchenstils, wie ihn etwa die englischen
Buchillustratoren eingeführt haben und der im
Grunde selbst wieder auf orientalische Anregungen
zurückgeht. Mit diesen flüchtigen Bemerkungen
möchte ich nur soviel andeuten:
daß für mein Gefühl die deutschen Porzellanbildner
von heute dem italienischen Barock und
der launigen Weisheit des Orients wesensverwandter
sind als dem Alt-Meißner Stil, daß sie
aber gerade durch diese Entfernung — nicht
nur desto „moderner", sondern auch desto deutscher
sind.

NARRENSPIEL

Unter diesen Künstlern ist Mauritius Pfeiffer
einer der innerlich Bewegtesten, vielleicht der
am leidenschaftlichsten Suchende, und von denen
, die die europäische Tradition nicht ohne
weiteres brüsk von sich weisen, unzweifelhaft der
Modernste. Als einziger unter ihnen, der auch
als Monumentalplastiker eine Reihe großer Arbeiten
geschaffen hat (Wackerle kommt wohl
unmittelbar von der Holzskulptur, Scheurich von
Zeichnung und Graphik), bringt er in die Porzellankunst
eine auffallende Ruhe des Gesamtkonturs
, die um so mehr bedeutet, als seine
Figuren sicherlich niemals in feierlicher Unbe-
wegtheit verharren und selbst, wo sie eine Raststellung
einnehmen, gern von der klassischen
Tradition abweichen.

Freilich: auch Pfeiffer hat Porzellanfiguren
geschaffen, die, wenn auch wie feine und ge-

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