http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0046
M. PFEIFFER-MÜNCHEN
GRATULANT
lungene Miniaturen, so doch eben wie Miniaturkopien
nach größeren Vorwürfen anmuten.
Seine auf zwei Füllhörner gestützte Flora würde
wohl in der Größe einer Brunnenfigur befriedigender
wirken, und sein edler ruhender Merkur,
den die kühne Haltung der stark abgebogenen
Beine deutlich von der in den Einzelformen
bewahrten antiken Tradition abgrenzt, ist
eigentlich doch ein verkleinerter Zwillingsbruder
seines Ruderers von der Reichenbach-
brücken-Konkurrenz. Man wird im übrigen
aber unter Pfeiffers Porzellanplastiken nicht so
leicht eine finden, die nicht aus dem Geiste des
Materials erdacht, aus dem Format der kleinen
Zierfigur heraus konzipiert wäre. Dabei variiert
ihr Stil, obgleich sich eine für den Künstler
charakteristische mittlere Linie schon heute
herausarbeiten läßt, von einem mit dem Geiste
unserer Zeit erfüllten, aber deutlich auf ältere
Blüteperioden des europäischen Porzellanstils
zurückweisenden Typ bis zu Gestaltungen, die
an die von Zimmermann als chinesisch bezeichnete
Formidee nahe heranrücken. Für die
ersteren seien als Beispiel vor allem die entzückenden
Pendants des gitarrespielenden
Pierrots und seiner verzückt lauschenden
Freundin angeführt. Noch scharfes Detail
genug, aber die Rokokotypen abgewandelt in
kühner Märchenphantastik, wie sie etwa auf
einem ganz anderen Kunstgebiete dem vom
Orient her angeregten Inspirator des russischen
Balletts, Leon Bakst, oder den gleichfalls von
orientalischen Vorbildern beeinflußten neuenglischen
Illustratoren zu Gebote steht. Namentlich
die Zuhörerin köstlich kostümiert, vortrefflich
in Haltung und Ausdruck! Der Leuch-
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