http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_44_1921/0065
ARCH. H. STRAUMER □ LANDHAUS ROBERT F.K.SCHOLTZ: WIRTSCHAFTSHOF MIT ATELIERFLÜGEL
Norden, erscheint der Bau offener. Man fühlt
die Verbindung der Vegetation mit den Innenräumen
durch und gewahrt die dominierende
Anlage des Ateliers. Immer beherrschen den
Bau auch hier noch die führenden, langen
Linien, die in der Überdachung des Küchenganges
einen imposanten Fluß erreichen. Gerade
unter dem weitgestreckten Gang indessen
träumt ein reizvolles Idyll, das in der
warmempfundenen Holzarchitektur namentlich
der Küchentür neben dem lauschigen Erkerfenster
sowie schließlich in dem umrahmten
Durchblick zum Garten intime Stimmung
entfaltet.
Die eigentliche Seele des Baues ist sein
Grundriß. Nicht nur weil hier der kleinste
Verstoß gegen seine Zweckmäßigkeit vom Bewohner
aufs störendste empfunden wird, sondern
auch weil er bestimmend auf die Maßverhältnisse
des ganzen Hauses ihrer Höhe,
Breite und Tiefe nach zurückwirkt. Der Grundriß
stellt die intimste Verbindung zwischen
der gegebenen Erde und dem auf ihr errichteten
Hause dar. Trotz mancher durch die
Aufteilung des Terrains vorhandenen Schwierigkeiten
verstand es Straumer, eine enge Beziehung
unter den einzelnen Räumen herzustellen
, die den Bewohnern und ihren Bedürfnissen
in jeder Weise begegnet. Den ideellen
Mittelpunkt bildet das große Musikzimmer, das
einen einzigen Saal an Stelle der sonst üblichen
Aufteilung des repräsentativen Programms darstellt
und so eine zentrale Raumweite in das
Haus trägt. An das Musikzimmer schließt
sich links das Wohnzimmer mit der Veranda,
von der sich ein schöner Ausblick in den
Garten auftut. Zweckmäßig grenzt an diese
südlichen Räume nach Norden die Küche, die
ein Gang mit dem rechts vom Musikzimmer
gelegenen Empfangssalon und dem Herrenzimmer
daneben verbindet. Vom Herrenzimmer
gelangt man durch den Flur ins Atelier. Eine
bequeme Treppe führt in die Ausstellungsdiele
empor. Die übrigen Räume des Obergeschosses
dienen als Schlaf- und Fremdenzimmer. Eine
auf diese Weise hergestellte Verbindung aller
Räume, durch die das Atelier und die Küche
nach Norden, die Wohn- und Gesellschaftszimmer
hingegen nach Süden verlegt werden,
bietet den Bewohnern eine leichte Orientierung,
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