Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 44. Band.1921
Seite: 50
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ARCH. H. STRAUMER-BERLIN

LANDHAUS DES MALERS ROB.F K.SCHOLTZ-
GRUNEWALD: DIELE IM OBERGESCHOSZ □

nicht haltmachen! Man darf nicht dem Begriff
Kunstgewerbe den laxen Sinn eines Sammelnamens
unterlegen für alles, was sich spekulative und d let-
tantische Köpfe unter Kunstgewerbe vorstellen.
Noch wiegt bei den Gesunddenkenden die Anschauung
vor, daß es sich bei den kunstgewerblichen
Waren um künstlerisch veredelte Dinge
handelt, die man sehr wohl von nurtechnischen wie
von der gemeinen Stapel- und Schlagerware zu
unterscheiden vermag. Man sollte das, was sich jetzt
als Kunstgewerbe in der Universität darbot, nach
technischen Branchen zerlegen und die Sachen in
Gruppen aufteilen, wo sie ohne künstlerischen Anspruch
auftreten können. Man sollte sich aber
nicht auf die üble Praxis veralteter Warenverzeichnisse
stützen, um die Berechtigung einer
Branche „Kunstgewerbe" zu erhärten, in der allerlei,
nur kein gutes Kunstgewerbe mehr Platz findet und
die betrübliche Wirkung eines Jahrmarktes erreicht
worden ist.

Der Mißgriff in der Einrichtung dieser neuen
Abteilung ist um so bedauerlicher, als man doch
längst erkannt hat, wie notwendig die qualitative
Hebung der Messe ist. Aus dieser Erkenntnis heraus
hat sich ja das Meßamt bereit finden las=en, die
Entwurfs- und M odellmesse im Neuen Rathaus
einzurichten. Sie soll die Fabrikation durch die
Künstlerschaft im Sinne der fortschrittlichen kunstgewerblichen
Bewegung, die bei Kriegsausbruch
sich durchzusetzen begonnen hatte, beeinflussen.
Die durch den Krieg und die Revolution in ihrer

Schaffenskraft, Gott sei's gedankt, nicht gebrochene
Kunstweise, die in unserem Wesen wurzelt, muß
uns erhalten bleiben. Sie bildet eine der geistigen
Kräfte, die wir zur Selbstbesinnungund zum Wiederauf
bau brauchen. Diese Kräfte auszuwirken in allen,
künstlerischer Veredelung zugänglichen Dingen, ist
die schwierige aber lohnende Aufgabe, in deren
Dienst die Entwurfs- und Modellmesse von ihren
Begründern gestellt worden ist. Auch wenn jetzt
ein Wechsel in der obersten Leitung der Entwurfsund
Modellmesse eingetreten ist, das große stolze
Ziel, um deswillen unsere besten Künstler in ganz
Deutschland mit am Werke gewesen sind, darf
nicht aus den Augen verloren werden.

Die Entwurfs- und Modellmesse zeigt einen
Weg, wie ein neuer Geist der Fabrikation und
dem Gewerbe zugeführt werden kann. In den
Kunstgewerbeschulen, die sich mit ihren besten
Werkstattarbeiten mehr und mehr beteiligen,
werden die frischen jungen Kräfte herangebildet
und in den Dienst der Praxis übergeführt. Mit
welchem Erfolg diese Einstellung auf die Praxis
geschehen kann, zeigt am deutlichsten der Vorgang
der Halleschen Schule. Auf einem so kunstkargen
Boden, wie es das moderne Halle ist, in kurzer
Zeit eine Schule so künstlerisch zu disziplinieren,
wie es Thiersch gelungen ist, das ist ein verheißungsvolles
Ergebnis, das zeigt, was ein für
seine Aufgabe begeisterter Künstler kraft seines
Willens durchzusetzen vermag zu Nutzen der
Schüler und der Schule selbst. Aus dem Verkauf

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